Antibiotikaverbrauch bei Kindern und Jugendlichen hat soziale Ursachen

Klarstellung der Berichte über unnötig hohen Antibiotikaverbrauch bei Kindern

Die BKK und der in ihren Diensten stehende Bremer Pharmakologe Gerd Glaeske beklagen in diversen Medien die Flut an Antibiotikaverordnungen bei Kindern.

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Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach stellt dazu fest: „Die Verordnungszahlen von Antibiotika durch Kinder- und Jugendärzte sind seit Jahren rückläufig. Das hat damit zu tun, dass wir als Berufsverband unseren Mitgliedern flächendeckend Fortbildungen zum Thema anbieten. Wir Kinder- und Jugendärzte verfügen also sehr wohl über ausreichend medizinische Kenntnisse, um kranken Kindern gezielt die richtigen Medikamente verordnen zu können. Im Zweifelsfall veranlassen Kinder- und Jugendärzte im Labor ein Antibiogramm, um den Erreger ganz genau zu bestimmen und bekämpfen zu können. Das kann allerdings nur unklaren Fällen vorbehalten sein, denn solche Laboruntersuchungen sind teuer. Um so mehr verwundert diese Kassenforderung. Sinnvolle andere und günstigere Laboruntersuchungen wie zum Beispiel ein Blutbild oder den auf Entzündungen hinweisenden Marker CRP bezahlen die Krankenkassen nur unzureichend. Wir müssen sie zum Teil aus eigener Tasche bezahlen.

Natürlich sehen auch wir die regionalen Unterschiede der Antibiotikaverordnungen mit Sorgen. Schaut man sich an, in welchen Gebieten eher mehr Antibiotika verordnet werden, erkennt man, dass der höhere Antibiotikaverbrauch vor allem soziale Ursachen hat. So ist in Gebieten mit hohem Ausländeranteil der Antibiotikaverbrauch vergleichsweise hoch. Ausländische Eltern kennen es oft aus ihrer Heimat, dass Kindern bei kleinsten Infekten Antibiotika verabreicht werden. Diese Eltern setzen den Arzt oder die Ärztin oft unter enormen Druck, ihrem Kind ein Antibiotikum zu verordnen. Auch viele berufstätige Eltern verlangen für ihre Kinder bei jedem Infekt Antibiotika. Sie haben ganz einfach Angst, auf der Arbeit zu fehlen, wenn ihr Kind wegen eines Infekts nicht außerhäuslich betreut werden kann. Diesen Anwesenheitsdruck geben sie an die Kinder- und Jugendärzte weiter.

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Antibiotika KalenderImmer wieder wird über die Mengen der verschriebenen Antibiotika – vor allem eben bei Kindern – diskutiert. Erfreulich dabei ist, daß Kinder, die von von Kinder- und Jugendärzten behandelt werden, weitaus weniger Antibiotika verschrieben bekommen.Die Gefahr bei jeder Antibiotikagabe: Immer mehr Keime entwickeln die Fähigkeit, die Wirkung eines bestimmten Medikaments abzuschwächen oder sogar auszuschalten. Damit werden Infektionen wieder zur tödlichen Gefahr, weil Antibiotika nicht mehr wirken.

Mit unserem Antibiotika Kalender behalten Eltern die Übersicht über die bislang verabreichten Wirkstoffe.

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Kinder- und Jugendärzte können dann oft die Eltern nicht überzeugen und verschreiben dann auch mal im Ausnahmefall Antibiotika, um dem Kind zu helfen und um zu verhindern, dass die Eltern ihren Kindern auf eigene Faust irgendwelche liegengelassenen Antibiotika aus dem heimischen Medikamentenschrank verabreichen. Hätten wir die Möglichkeit, klärende Laboruntersuchungen in der Praxis wirtschaftlich zu erbringen, wäre das sicher für alle, auch für die Krankenkassen, ein Vorteil. Desweiteren brauchen wir mehr Elternaufklärung etwa durch die Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung.“

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de


TIPP: Antibiotika für Kinder – Weniger ist mehr

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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