Risikofaktoren für Übergewicht bei Kindern

Etwa 15% der deutschen Kinder und Jugendlichen leiden an Übergewicht. Etwa jedes dritte Kind dieser Gruppe weist dabei die schwere Ausprägung Adipositas auf. Seit den 80ern ist die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen signifikant gestiegen. Die Auslöser und Risikofaktoren dafür sind unterschiedlich und nicht immer nur auf ein schlechtes Ernährungsverhalten zurückzuführen. Gerade wenn Übergewicht bereits im Kindesalter beginnt, kann ist das Risiko für die Entstehung ernsthafter Folgeerkrankungen hoch. Eine gezielte Vorbeugung beginnt mit dem Bewusstsein verschiedener Risikofaktoren.

Bild: shutterstock.com – ID: 311142566, Lizenz: Standard License

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Der Beitrag der Eltern

Einige der Risikofaktoren liegen bei den Eltern selbst. Zu betrachten ist dabei neben Verhaltensweisen auch die eigene Krankengeschichte. So erhöht elterliches Übergewicht, wie auch eine übermäßig starke Gewichtszunahme der Mutter während der Schwangerschaft das Risiko, dass auch das Kind Übergewicht entwickelt. Es hat sich gezeigt, dass Kinder von adipösen Eltern drei Mal öfter an Übergewicht im späteren Leben leiden, als Kinder von normalgewichtigen Eltern.

Auch die Rauchgewohnheiten der Eltern spielen eine Rolle. Eine Auswertung der Daten von über 34 000 deutschen Kindern ergab, dass ein direkter Zusammenhang zwischen dem Tabakkonsum der Eltern und dem Übergewicht der Kinder gezogen werden kann. Raucht eine Mutter während der Schwangerschaft, steigt das Adipositasrisiko ihres Kindes um 40 %. Aber auch außerhalb der Schwangerschaft kann das Rauchverhalten der Eltern direkt mit dem Übergewicht der Kinder in Verbindung gebracht werden.

Zwar besteht nicht unbedingt ein physiologischer Zusammenhang. Da jedoch das Rauchverhalten oftmals als Indikator für einen niedrigeren Sozialstatus dient, sind die Ursachen dort zu verorten. Darauf deutet eine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts (2003-2006) hin. Dabei wurden die Daten von mehr als 17 000 Kindern und Jugendlichen bis zu 17 Jahren ausgewertet. Der soziale Status wurde über die schulische und berufliche Bildung der Eltern, ihre berufliche Position und ihr Einkommen gemessen. Dabei wurde deutlich, dass ein niedrigerer Status mit einem schlechteren Gesundheitszustand und Übergewicht einhergeht als ein hoher.

ADHS als Auslöser?

Auch ein Zusammenhang zwischen ADHS und Übergewicht ist anzunehmen, wobei besonders Mädchen gefährdet sind. Forscher an der amerikanischen Mayo-Klinik untersuchten über 330 Mädchen und Jungen mit einer diagnostizierten ADHS aus der Geburten-Kohorte der Jahre 1876 bis 1982. Als Vergleichsgruppe dienten etwa doppelt so viele Kinder gleichen Alters ohne ADHS. Die Wissenschaftler fanden bei ihrer Untersuchung heraus, dass das Adipositasrisiko bei Mädchen doppelt so hoch ist, wenn ADHS vorliegt. Bei Jungen konnte kein höheres Risiko für Übergewicht bei ADHS festgestellt werden.

Die Ergebnisse sind besonders gravierend, da bei Mädchen ADHS oft nicht richtig diagnostiziert wird. Da sich ihre Symptomatik anders als bei Jungen verhält, stellen Ärzte oft nicht die richtige Diagnose. Dies wäre aber ein erster Schritt, frühzeitig eine Neigung zum Übergewicht zu erkennen und durch ein ausgewogenes Essverhalten zu kompensieren.

Die Belastung durch Feinstaub & Luftverschmutzung

In den vergangenen Jahren zeigten einige Untersuchungen, dass eine hohe Luftverschmutzung zu Stoffwechselstörungen beitragen kann. Daraus würde unter anderem eine Fettleibigkeit und Insulinresistenz entstehen. Im Ruhrgebiet wurde eine Studie mit über 3600 Personen über einen Untersuchungszeitraum von fünf Jahren durchgeführt. Die Feinstaubbelastung jedes einzelnen Probanden wurde bestimmt und die Daten mit dem Auftreten von Übergewicht und Diabetes abgeglichen. Altersunterschiede, Gewohnheiten in der sportlichen Betätigung und der soziale Status wurden dabei miteinbezogen. Abschließend ergab sich der deutliche Hinweis, dass eine hohe Feinstaubbelastung verstärkt zu Adipositas führen kann. Eine Untersuchung von der Schweizer Universität in Basel bestätigt diese Ergebnisse.

Schlafmangel und Übergewicht

Lange galt die Annahme, dass Schlafmangel zu Übergewicht führt als umstritten. Untersuchungen zeigen jedoch, dass dieser Effekt durchaus anzunehmen ist. Bostoner Forscher konnten  nachweisen, dass das Risiko für späteres Übergewicht bei Kindern steigt, je weniger sie pro Nacht schlafen. Als Auslöser wird dabei eine Veränderung des Hormonstoffwechsels vermutet. Die Universität in Cleveland bestätigt die Ergebnisse und zeigte auf, dass bereits ein Schlafmangel von nur zwei Stunden pro Nacht (fünf statt sieben Stunden Schlaf) zu einer nachweisbaren und dauerhaften Zunahme führt.

Folgen des kindlichen Übergewichtes

Gerade bei Kindern wirken sich die Gesundheitsrisiken von Übergewicht umso deutlicher aus, da sich ihr Körper noch im Wachstum befindet. Schädigungen des kindlichen Organismus können weitereichende Folgen haben, nicht zu vergessen die Stigmatisierung und dadurch oft bedingte soziale Ausgrenzung. Als körperliche Folgen lassen sich:

Stoffwechselstörungen,
Diabetes,
ein erhöhter Cholesterinspiegel,
Bluthochdruck,
Gallensteine und
Fettleber

nennen. Auf psychosozialer Ebene können Ausgrenzungen und Mobbing zu Depressionen, Minderwertigkeitskomplexe und Angststörungen führen.

Quellen: RKI, Die Welt, Das Schlafmagazin, Kinderärzte im Netz, HealthExpress