Stick and Poke: Kinder- und Jugendärzte warnen vor selbstgestochenen Tattoos

In den sozialen Netzwerken und auf YouTube erklären Menschen in Tutorials, wie man sich zu Hause mit Nähnadel und Farbe ein Tattoo sticht. „Stick and Poke“ heißt der neue Trend. Kinder- und Jugendärzte raten ab.

Dr. Josef Kahl, Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): „Tattoostudios verweigern Minderjährigen Tattoos, um sich nicht strafbar zu machen. Jugendliche, die unbedingt ein Tattoo haben wollen, stechen es sich daher selbst. Das Zubehör dafür kann leicht online bestellt werden. Doch wer sich zu Hause ein Tattoo sticht, riskiert damit Infektionen. Über den Stichkanal können gefährliche Keime in den Körper eindringen und Krankheiten verursachen, insbesondere wenn Nadeln von Freunden oder Freundinnen mitbenutzt und nicht richtig gereinigt werden.

Wir raten daher dringend von Stick and Poke ab. Bis heute ist auch nicht geklärt, welche Schäden oder chronischen Erkrankungen die Farben, die unter die Haut gebracht werden und dort Jahrzehnte lang bleiben, im Körper anrichten. Zudem kann es sein, dass Jugendliche später ihr Tattoo wieder loswerden wollen. Das geht mittels Laser-Technologie: Dabei werden die Farbpigmente durch kurze Lichtimpulse zertrümmert. Allerdings gelingt die Entfernung nie vollständig. Meist bleiben Reste sichtbar. Oder das Tattoo bleibt als Negativabdruck zurück, weil durch das Stechen des Tattoos die Haut oft vernarbt und dabei auch das normale Hautpigment verschwindet.

Was tun, wenn Kinder unbedingt ein Tattoo haben wollen?

Ein Tattoo ist für viele Kinder und Jugendliche nicht nur einfach ein schönes Bild, das sie auf Instagram posten können, sondern ein Akt der Selbstvergewisserung und Abgrenzung gegen die Eltern. Mit Verboten und Drohungen kommen Eltern daher nicht weiter, sie bewirken damit eher das Gegenteil. Besser wirkt ein ruhiges Gespräch über die Gesundheitsgefahren des Tattoos und auch seiner Entfernung sowie auch über die Tatsache, dass sichtbare Tattoos je nach Branche immer noch Karrierekiller sein können. Eltern können ihre Kinder auch bitten, selbst zu recherchieren und sich zu informieren, welche Risiken sie eingehen, wenn sie sich stechen oder stechen lassen. Und genau darüber nachzudenken, warum sie ein Tattoo möchten und ob es nicht auch ohne geht. Manchmal hilft auch die Vereinbarung einer „Nachdenkzeit“. Denn oft löst sich der dringende Wunsch nach einem Tattoo nach einigen Monaten in Luft auf und der Jugendliche ist dankbar, dass die Haut frei von Tattoos geblieben ist.“

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de

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