Stillen wirkt sich auch positiv auf die Gefühle der Mutter aus

Oxytocin ist eines der wichtigsten Hormone, das eine positive Bindung zwischen Mutter und Kind fördert. Es ist auch als das „Kuschelhormon“ bekannt. Stillen fördert die körpereigene Produktion dieses „Wohlfühl-Hormons“.

Forscher der Kyoto University und der Azabu University in Japan geben in einer aktuellen Studie, die sie in „Biology Letters“ veröffentlichten, neue Einblicke in die Auswirkungen des Stillens auf Mutter und Kind. Sie beschreiben u.a., dass Stillen den Oxytocinspiegel positiv beeinflusst. Die Wissenschaftler beobachteten, wie der Oxytocinspiegel die Reaktionen der Mütter gegenüber glücklichen und wütenden Erwachsenengesichtern beeinflusst.

Das Hormon Oxytocin ist am besten für seine Rolle bei der Geburt und danach bekannt. Es verursacht Wehen und fördert die Laktation bei der Mutter.

Steigender Oxytocinspiegel durch das Stillen, aber große individuelle Unterschiede

Die Auswirkungen sind jedoch nicht nur physisch. Höhere Oxytocinspiegel stärken die Bindung zwischen Mutter und Kind. Das Hormon wirkt sich sogar auf den Umgang mit anderen Menschen aus, da es negative Emotionen wie Stress und Angst abschwächt. Es verbessert ebenso die Wahrnehmung positiver Gesichtsausdrücke und schwächt gleichzeitig die Aufmerksamkeit gegenüber negativen Gesichtsausdrücken.

Ein Großteil unseres Wissens über die Effekte von Oxytocin stamme jedoch aus der Untersuchung bei Menschen, denen Oxytocin verabreicht wurde, und nicht von Probanden, bei denen der Oxytocinspiegel natürlich abnahm oder stieg, geben die japanischen Autoren zu bedenken. Dabei würden auch die individuellen Unterschiede nicht berücksichtigt, so Masako Myowa von der Universität Kyoto und Leiter der neuen Studie.

Anstatt die Auswirkungen von Menschen herauszufinden, die Oxytocin erhalten, war Myowas Team eher neugierig darauf, wie sich der natürliche Oxytocinspiegel einer Erstgebärenden auf ihr Verhalten auswirkt. Zu diesem Zweck untersuchten die Wissenschaftler, wie Mütter vor und nach dem Stillen – wo sie unterschiedliche Oxytocinspiegel hatten – auf Bilder menschlicher Gesichter reagierten.

Die Studie ergab, dass es zwischen den Müttern eine beträchtliche Variation bei den Oxytocinspiegeln gab und dass diese Variationen Einfluss auf ihre Reaktionen auf erwachsene Gesichter hatte, die positive oder negative Gesichtsausdrücke zeigten. Mütter mit einem höheren Oxytocinspiegel waren nämlich eher in der Lage, positive Ausdrücke zu erkennen und umgekehrt.

Stillen wird weltweit empfohlen, da es eine Reihe von Vorteilen für das Baby hat, darunter eine verbesserte Immunität gegen eine Reihe von Krankheiten und Infektionen. Und es gibt sogar Hinweise darauf, dass es zur Vorbeugung von Fettleibigkeit beitragen kann. Vorteile für die Mutter konnten Forscher ebenso nachweisen, einschließlich einer schnelleren Erholung von der Geburt.

Die Autoren hoffen, dass viele psychischen Probleme, die nach der Geburt auftreten können, wie z. B. postpartale Depressionen, durch das Verständnis hormoneller Veränderungen evtl. verhindert werden könnten. Damit wäre es möglich, Mütter zu identifizieren, die ein höheres Risiko für psychische Probleme haben.

„Unser Ziel ist es, die Veränderungen in der Wahrnehmung und die psychischen Veränderungen bei Müttern zu verstehen. Unsere Arbeit legt nahe, dass der natürliche Oxytocinspiegel ein wichtiger Faktor dabei sein könnte“, verdeutlichte Myowa.

Quelle: medicalXpressKyoto UniversityBiology Letters

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de

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