Lebensgefahr: Kinderschmuck enthält teilweise hohe Bleianteile

(ck) Das Institut für Bedarfsgegenstände des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) untersucht seit 2007 schwerpunktmässig den Bleigehalt in Kinder- und Jugendmodeschmuck – mit erschreckenden Ergebnissen. Nachdem in Deutschland und Europa  bis heute keinerlei Grenzwerte für Blei in Kinderschmuck gelten, wurden dementsprechend hohe Prozentuale Anteile an Schwermetallhaltigem Kinderschmuck gefunden. Bleihaltiger Kinderschmuck ist in Deutschland noch immer anteilsmässig sehr stark vertreten. Das lässt sich auf die leichte Verarbeitung von Blei und Bleilegierungen zurückführen, wie das LAVES berichtet. Bei den Untersuchungen wurden Schmuckanhänger gefunden, welche aus Hohlformen aus reinem Blei bestanden, die anschliessend verchromt wurden.

Blei ist ein häufiger Nebenbestandteil in Messing. Dort hilft ein Bleianteil (bis 3 %), die Zerspanbarkeit zu verbessern. Auch in anderen Legierungen, wie z. B. Rotguss, kann Blei als Nebenbestandteil enthalten sein.

Verschluckt ein Kind einen solchen Schmuckanhänger, die oft nur Erbsengroß sind, besteht akute Lebensgefahr.

Blei und Bleiverbindungen können über die Nahrung, durch Inhalation oder über die Haut aufgenommen werden. Bei einmaliger Aufnahme führen erst vergleichsweise große Mengen (tödliche Dosis des gut wasserlöslichen Bleisalzes Blei(II)-acetat für erwachsene Menschen: 5–30 g) von Blei bzw. Bleiverbindungen zu einer akuten Bleivergiftung; dagegen führt eine Bleidosis ab etwa 1 mg pro Tag über die Nahrung nach längerer Zeit zu einer chronischen Vergiftung [2], weil Blei nur langsam ausgeschieden wird und sich deshalb im Körper (vor allem in den Knochen anstelle von Calcium) anreichert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die durchschnittliche tägliche perorale Bleiaufnahme auf etwa 100–500 µg pro Person.

Blei schädigt das zentrale und das periphere Nervensystem, beeinträchtigt die Blutbildung und führt zu Magen-Darm-Beschwerden und Nierenschäden. Bleiverbindungen sind bis auf Ausnahmen als fortpflanzungsgefährdend (fruchtschädigend und Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit) eingestuft[6]. Seit Juli 2006 bewertet die Deutsche Forschungsgemeinschaft Blei und seine anorganischen Verbindungen als „krebserzeugend im Tierversuch“. Schwere Vergiftungen führen zu Koma und Tod durch Kreislaufversagen

Bei Kindern sind schon ab 100–200 µg/l Blei im Blut statistisch psychische Veränderungen wie geringfügig verringerte Intelligenz und psychomotorische Defizite feststellbar[13]. Bei Erwachsenen ist die Leistung bei visimotorischen Tests ab 500 µg/l reduziert[13]. Zur Enzephalopathie kommt es bei Erwachsenen ab 1200 µg/l, bei Kindern schon ab 800–1000 µg/l. Diese Enzephalopathie endet bei Kindern unbehandelt häufig tödlich und verursacht bei Überlebenden oft bleibende neurologische und neuropsychologische Schäden. Zu den Symptomen einer solchen Enzephalopathie gehören Kopfschmerzen, Desorientierung, Schlaflosigkeit, Erbrechen, Apathie, Stupor, Überaktivität und Aggressivität. In schweren Fällen führt sie zu Delirium, Krämpfen, Koma und Tod durch Kreislaufversagen

Da man in Tierversuchen und breit angelegten Studien bei Kindern und Schwangeren schon ab etwa 150 µg/l Blei im Blut Hinweise darauf gefunden hat, dass IQ und Lernverhalten beeinträchtigt sind, sollte laut WHO ein Blutbleispiegel von 100 µg/l in 98% der Bevölkerung (Kinder eingeschlossen) nicht überschritten werden[3].

Glatte Muskulatur zieht sich durch Blei zusammen, was zu Darmkrämpfen führt. Außerdem verengen sich kleine Blutgefäße; dadurch erscheint die Haut blass und der Blutdruck steigt geringfügig an.

Schutz von Kindern durch Verzicht auf Modeschmuck

Eltern sollten wenn möglich gänzlich auf Kinderschmuck verzichten. Kinder nehmen grundsätzlich fast alles in den Mund, um daran zu lutschen. Einmal im Körper, bleibt das Schwermetall ein Leben lang erhalten

Beim Kauf von Modeschmuck sollte der Verbraucher genau hinschauen: Gerade Schmuckanhänger, welche recht schwer waren, auffällig glänzten und extrem billig waren, zeigten bei den Untersuchungen besonders hohe Bleigehalte.

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Quellen:

Wikipedia
LAVES  Niedersachsen