Vergiftungen bei Kindern – Nahrungsergänzungsmittel kindersicher aufbewahren

Amerikanische Experten warnen davor, dass Nahrungsergänzungsmittel eine zunehmende Rolle bei Vergiftungen insbesondere von Vorschulkindern spielen. Von 2005 bis 2012 stieg die Rate der Anrufe an Giftinformationszentralen aufgrund von Unfällen mit Nahrungsergänzungsmitteln um fast 50%, und die meisten versehentliche Einnahmen betrafen Kinder unter 6 Jahren.

Amerikanischen Experten um Dr. Henry A. Spiller, Direktor des Central Ohio Poison Centers, Columbus, berichten im „Journal of Medical Toxicology“ über die Gefahren von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln, insbesondere für Vorschulkinder.

Die Studie definiert Nahrungsergänzungsmittel als ein Produkt, das die Ernährung ergänzt, einschließlich Vitamine, Mineralien, Kräuter, Pflanzenextrakte, homöopathische Mittel und Aminosäuren und Konzentrate und Ähnliches.
Die Forscher werteten Daten aus dem National Poison Data System aus, das alle Informationen zu Anrufen bei Giftinformationszentren dokumentiert. Von 2000 bis 2012 gab es 274.998 Vorfälle mit Nahrungsergänzungsmittel: das entspricht durchschnittlich einem Anruf alle 24 Minuten.

Die häufigsten Symptome, die in Zusammenhang mit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auftraten, waren: Tachykardie (ein erhöhter Puls); Erbrechen; Übelkeit; Reizbarkeit; Schläfrigkeit und Schwindel. 70% der betroffenen Patienten waren Kinder unter 6 Jahren. Ein Großteil (99%) der Einnahmen von diesen Supplementen geschah unbeabsichtigt. Insgesamt hatten nur 4,5% aller versehentlichen Einnahmen von Nahrungsergänzungsmitteln ernsthafte medizinische Folgen – diese traten aber auch meist bei Kindern unter 6 Jahren auf.

„Manchmal denken Eltern nicht daran, Nahrungsergänzungsmittel fern von ihren Kindern aufzubewahren, weil sie keine Medikamente sind, die vom Arzt verschrieben werden. Die Leute betrachten sie als natürlich“, sagte Spiller. „Aber sie müssen so behandelt werden, als wären sie eine Medizin. Lassen Sie sie nicht auf dem Tisch oder sonst wo liegen. Bewahren sie sie kindersicher auf.“

Doch nicht nur Vorschulkinder hatten mit den Folgen einer falschen Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zu tun. Viele ältere Kinder und Erwachsene waren unter den Patienten. 21% dieser Patienten, die Giftzentren wegen falsch dosierter Nahrungsergänzungsmittel um Hilfe baten, berichteten von Nebenwirkungen.
Von 1999 bis 2012 blieb die Zahl der Erwachsenen, die in den USA Nahrungsergänzungsmittel zu sich nahmen, stabil (etwa 49% bis 54%).

Die Studie bezeichnete Ma-Huang (chinesische Meerträubelart, ein Stimulans mit Ephedra – in Deutschland verschreibungspflichtig und seit 2004 von der US Food and Drug Administration verboten), Yohimbin (von der Rinde des zu den Rötegewächsen zählenden Yohimbe-Baums, wirkt u.a. gefäßerweiternd, wird als Fatburner und Potenzmittel angepriesen), manche homöopathischen Mittel v.a. gegen Migräne und Asthma) und Energy Drinks als die gefährlichsten Produkte. Im Verlauf der 13-jährigen Studie starben 34 Menschen durch Nahrungsergänzungsmittel. Sechs Todesfälle standen in Verbindung mit Ma-Huang, drei mit homöopathischen Mitteln und einer mit Yohimbin, so die Forscher. Bei diesen Nahrungsergänzungsmitteln traten oft auch ernsthafte medizinische Nebenwirkungen auf. Homöopathische Mittel werden in Deutschland durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft, sodass sie im Gegensatz zu den Mitteln in den USA i.d.R. kein Gesundheitsrisiko darstellen.

„Wir empfehlen, dass die Konsumenten Nahrungsergänzungsmittel sicher und aus der Reichweite von Kindern aufbewahren. Darüber hinaus raten wir Verbrauchern, ihren Arzt bzw. Kinder- und Jugendarztarzt über die Nahrungsergänzungsmittel zu informieren, die in ihrer Familie eingenommen werden.“

Spiller ermahnte Patienten auch, darüber nachzudenken, wie sie über Nahrungsergänzungsmittel denken. „Nur weil sie natürlich sind, bedeutet das nicht, dass sie sicher sind“, sagte er. „Ich benutze oft das Beispiel, dass Kokain theoretisch auch natürlich ist. Aber das bedeutet nicht, dass es sicher ist.“

Quelle: CNN News, Journal of Medical Toxicology

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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