Pandemie: Blinddarmdurchbrüche bei Kindern haben zugenommen

Experten warnen davor, dass Eltern aufgrund der Coronapandemie eine eher abwartende Haltung einnehmen, wenn ihre Kinder Beschwerden haben. Das kann in manchen Fällen, wie z.B. einer Blinddarmentzündung bzw. einer sogenannten Appendizitis, lebensgefährlich werden. Aktuell haben amerikanische Experten eine deutliche Zunahme von Blinddarmdurchbrüchen (Appendixperforationen) bei Kindern während der Coronapandemie beobachtet.

„Mit jüngerem Alter besteht eine höhere Gefahr, dass der Blinddarm bei einer Entzündung durchbricht. Die Durchbruchwahrscheinlichkeit erhöht sich mit der Andauer der Symptomatik. Ob ein chirurgischer Eingriff erforderlich ist, sollte der Kinder- und Jugendarzt deshalb rasch abklären. Hierzu reichen neben der körperlichen Untersuchung eine Ultraschalluntersuchung und ein Blutbild meist aus. Heute kann eine Blinddarm-Op häufig mit einem sehr kleinen Schnitt, d.h. laparoskopisch, durchgeführt werden. Ohne Behandlung kann der entzündete Wurmfortsatz platzen, Eiter und u.U. auch Stuhl gelangen in die Bauchhöhle. Es kann sich in der Folge eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung mit Blutvergiftung entwickeln“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

In sicher diagnostizierten unkomplizierten Fällen einer Blinddarmentzündung scheint eine Antibiotikatherapie eine mögliche Alternative für die Operation zu sein. Gesichert scheint auch, dass die Antibiotikatherapie bei anhaltender Symptomatik eine Perforation unwahrscheinlich macht. Doch sind noch weitere umfangreiche Studien erforderlich, damit Experten eine allgemeine Empfehlung dafür – insbesondere bei Kindern – aussprechen können.

Die Entzündung des kleinen Wurmfortsatzes des Blinddarms (Appendizitis) wird allgemein als „Blinddarmentzündung“ bezeichnet. Insbesondere Kinder zwischen dem 6. und 10. Lebensjahr erleiden häufig eine akute Appendizitis, sie kann aber Menschen jeden Alters treffen. Eine Blinddarmentzündung kann sich im Vorfeld mit reduziertem Appetit, Abgeschlagenheit, Bauchbeschwerden, Übelkeit oder Erbrechen, Verstopfung oder Durchfall und auch Fieber ankündigen. „Wird die Blinddarmentzündung akut, treten zunächst dumpfe Bauchschmerzen um den Nabel oder den oberen Mittelbauch auf, die sich dann als stechende Schmerzen in den rechten Unterbauch verlagern. Bewegung mit Erschütterungen, wie z.B. Husten, können die Schmerzen verstärken. Besonders tückisch ist, dass bei einem Blinddarmdurchbruch die Schmerzen vorübergehend nachlassen“, beschreibt Dr. Fegeler die Beschwerden. „Heftige Bauchschmerzen sind deshalb immer ein Grund, den Kinder- und Jugendarzt aufzusuchen.“

Quelle: Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
Internet: http://www.kinderaerzte-im-netz.de

Bild/er: cleankids