Präventionsprogramm TigerKids: Gesundheit lernen und Stress abbauen – der KiTa-Tiger hilft dabei

Ein kleiner schlauer Tiger gehört zum täglichen Ritual von unzähligen Kindern in deutschen Kindertagesstätten: Die flauschige Handpuppe der Erzieherin begutachtet spielerisch das von den Kindern mitgebrachte Frühstück, erklärt ihnen, warum dunkles Brot sie stärker macht als Toastbrot und warum Obst und Gemüse mehr Kraft geben als süßer Kram.

Der Tiger kennt auch lustige Bewegungsspiele und animiert zum gemeinsamen Sport und zum Tiger-Song. Der geht so: „Sportlich, lässig, das ist hip, alle Tiger machen mit. Gesundes Essen ist der Hit, Bewegung hält uns fit“.

Für das von der gemeinnützigen Stiftung Kindergesundheit entwickelte und von der „AOK – die Gesundheitskasse“ getragene Programm TigerKids wurden über 20.000 Erzieherinnen und Erzieher geschult. Wie erfolgreich das Projekt inzwischen ist, zeigen eindrucksvoll die aktuellen Zahlen, die kürzlich im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz von Dr. Marcel Huber, Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, Hubertus Räde, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der AOK Bayern und Professor Dr. Berthold Koletzko vom Dr. von Haunersches Kinderspital der LMU München vorgestellt wurden: Heute nehmen bundesweit bereits 5.502 Kindertagesstätten am Projekt teil und es werden mittlerweile über 300.000 Kinder und deren Familien in das Programm einbezogen.

Eine neue Dimension der Gesundheitsförderung

Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit berichtete: „Unser Projekt‚ Tigerkids – Kindergarten aktiv’ ist seit sechs Jahren bundesweit im Einsatz. Mittlerweile ist das kleine Pflänzchen zu einem starken Baum geworden. TigerKids erreicht heute fast alle Vorschulkinder aus allen Bevölkerungsgruppen und sozialen Schichten. Das Projekt gewinnt dadurch im Vergleich zu anderen Initiativen eine neue Dimension: Es wird erstmals über regionale oder landesspezifische Einzelprojekte hinaus versucht, wesentliche Verbesserungen der Gesundheitsförderung in deutschen KiTas in der Breite zu etablieren“.

Auch im AWO-Kinderhaus „Spatzennest“ in Eglharting (Landkreis Ebersberg in Bayern) ist der kleine Tiger fleißig an der Arbeit. Gabriele Friesinger, Leiterin der Kindertagesstätte berichtet aus eigener Anschauung: „Wir beteiligen uns aktiv am TigerKids-Projekt seit November 2009 und haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Kinder erlernen dabei spielerisch das richtige Ernährungsverhalten und entdecken die Vielfalt alltäglicher gesunder Lebensmittel. Daneben wird ein Bewegungsprogramm durchgeführt, das die Ausdauer und Koordination der Kinder fördert und ihnen Spaß an Bewegung vermittelt. Zu Beginn des Kindergartenjahres arbeiten wir sechs bis acht Wochen mit der „kleinen Lok, die alles weiß“. Mit diesem Kernelement lernen die Kinder, welche Lebensmittel „gute“ und „weniger gute“ Lebensmittel sind“.

Ein Beispiel für das Lernen im Spiel: In einem Holzzug, gezogen von der „kleinen Lok, die alles weiß“, füllen Kinder sieben Waggons nach und nach mit Lebensmitteln und Getränken. Die Kinder sollen die Waggons in der richtigen Reihenfolge mit Lebensmitteln beladen. Zuerst kommen Gemüse, Obst und Getreideprodukte (z. B. Brot und Müsli), dann Getränke (z.B. Wasser, ungesüßter Tee, Fruchtsaftschorlen), Milch- und Käseprodukte sowie Eier und Fisch, Fette/Öle (z.B. Bratwürstchen, Fleisch), zuletzt Süßigkeiten. So lernen die kleinen TigerKids die Lebensmittelgruppen einer ausgewogenen Ernährung kennen.

Selbst gemacht und aufgegessen

Dieses Wissen wir auch praktisch umgesetzt, betont Gabriele Friesinger: „Während des ganzen Jahres steht eine Getränkestation mit Wasser oder kalorienarmen Durstlöschern und ein ‚Magischer Obstteller’ mit frischem Obst und Gemüse als Fingerfood den Kindern zur Verfügung. Obst und Gemüse werden von unseren Eltern wöchentlich abwechselnd gespendet. Dadurch probieren die Kinder auch Obstsorten, die sie von zu Hause vielleicht noch gar nicht kennen. Obst und Gemüse werden von den Kindern selbst zubereitet und anschließend auch wirklich aufgegessen“.

Seit einem Jahr bietet „TigerKids – Kindergarten aktiv“ den beteiligten KiTas ein in Zusammenarbeit mit der Universität Karlsruhe neu entwickeltes zusätzliches Modul mit Entspannungsübungen zum Stressabbau an. Dass Kinder bereits im Vorschulalter gestresst und entspannungsbedürftig sein können, mutet nämlich nur auf den ersten Blick seltsam an. Das heutige Kindesalter wird oft bestimmt von Informationsflut und einer Reizüberflutung, die besonders kleinere Kinder nicht so schnell verarbeiten können. Die Freizeitverpflichtungen vieler Kinder sind durchstrukturiert und von Termindruck oder Freizeitstress bestimmt. Auch die veränderten Familienstrukturen durch die Zunahme von Patchworkfamilien und alleinerziehenden Eltern erhöhen den Druck auf die Kinder.

Montags ist es am schlimmsten

Die Folge sind mehr Verhaltensauffälligkeiten, besonders im sozialen Bereich: Viele Kinder werden aggressiv, kontaktscheu, in sich gekehrt oder nervös. Die Erzieherinnen berichten häufig von einer Zunahme unruhiger, ruheloser und unkonzentrierter Kinder. KiTa-Leiterin Gabriele Friesinger: „Der typische Tag ist der Montag: Nach dem Wochenende kommen die meisten Kinder extrem aufgeregt wieder zu uns und es dauert lange, bis sie wieder entspannt spielen können“.

Das neu entwickelte Entspannungsmodul umfasst 20 Einheiten zur Kinderentspannung, die wöchentlich in Gruppen von 8 bis 10 Kindern durchgeführt werden können. Elemente aus Tai Chi, Yoga, Qi-Gong und autogenem Training, progressiver Muskelrelaxation, Traumreisen und Entspannungsmusik führen spielerisch zur Entspannung und Ruhe.

Eine bundesweite Befragung von über 200 beteiligten Erzieherinnen und -Erziehern zum neuen Modul erbrachte bereits erfreulich positive Ergebnisse: 94 Prozent der Befragten waren mit dem neuen Entspannungsmodul sehr zufrieden oder zufrieden. 60 Prozent berichteten, dass sich der Alltag in ihrer KiTa mit den Entspannungstechniken positiv verändert hat. Die Kinder sind konzentrierter, kommen besser zur Ruhe und kommen im KiTa-Alltag besser zurecht. Aber auch die Betreuer profitieren: 67 Prozent der befragten Erzieherinnen gaben an, vom TigerKids-Projekt auch für ihre eigene Gesundheit profitiert zu haben.

TigerKids haben viele Förderer

TigerKids ist ein Projekt der gemeinnützigen Stiftung Kindergesundheit, die sich für eine gesunde seelische und körperliche Entwicklung von Kindern engagiert. Durch die Gesundheitsinitiative des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit wurden Entwicklung und Pilotphase des Programms maßgeblich gefördert. In enger Zusammenarbeit mit der „AOK – Die Gesundheitskasse“ wird das Programm seit sechs Jahren bundesweit in allen 16 Bundesländern eingesetzt. Bayern ist hierbei mit mehr als 1.700 teilnehmenden KiTas Spitzenreiter unter allen Bundesländern. Weitere Partner der Initiative sind: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Forschungszentrum für den Schulsport und den Sport von Kindern und Jugendlichen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Staatsinstitut für Frühpädagogik und die Universität München.

Das TigerKids-Projekt hat längst auch andere europäische Länder erobert und dient in acht weiteren EU-Ländern als Modell für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen. Die Europäische Kommission stellte in ihrem Weißbuch über Ernährung, körperliche Aktivität und Übergewicht das TigerKids-Programm als eines von zwei modellhaften Präventionsprojekten in Europa heraus.

Weitere Informationen unter: http://www.tigerkids.de

Quelle:

 

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