Gefährlicher Trend: Pilzgift Muscimol in Fruchtgummis

Im Europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel, kurz RASFF, haben die Behörden im Jahr 2024 zum ersten Mal über 5.300 Meldungen innerhalb eines Jahres eingestellt. Das RASFF ermöglicht den schnellen Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union über Risiken in Lebens- und Futtermitteln. 

Euphoria Magic Muscimol Gummies wurden im Oktober 2024 zurückgerufen

Euphoria Magic Muscimol Gummies wurden im Oktober 2024 zurückgerufen

Eine neue Art von Meldungen betraf Süßwaren, die Muscimol enthielten, eine Substanz, die das Nervensystem beeinflusst. Muscimol ist eine psychoaktive Substanz. Das bedeutet, dass sie die Funktionsweise des Gehirns verändert und dadurch Wahrnehmung, Stimmung und Verhalten beeinflussen kann. In der Natur kommt Muscimol in bestimmten Pilzarten vor, zum Beispiel im Fliegenpilz (Amanita muscaria).

Muscimol kann dosisabhängig Symptome einer akuten Vergiftung auslösen. Die Produkte sehen häufig aus wie gewöhnliche Süßigkeiten und sind daher besonders für Kinder attraktiv und gefährlich. Je nach Dosierung können bereits ein bis zwei Fruchtgummis Halluzinationen, Verwirrung, Erbrechen oder sogar Koma auslösen. Die zuständigen deutschen Behörden haben deswegen mehrfach Rückrufe eingeleitet und dafür gesorgt, dass betroffene Produkte vom Markt genommen werden.

Knapp zwölf Prozent der RASFF-Meldungen (623) wurden 2024 von deutschen Behörden erstellt. Von allen Mitgliedsstaaten hat nur die Niederlande mit 752 Meldungen das Schnellwarnsystem noch stärker genutzt. Insgesamt war Deutschland von rund 1.100 Meldungen zu potenziell gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln, Futtermitteln und Lebensmittelkontaktmaterialien als Empfänger betroffen.

Etwa 91 Prozent betrafen Lebensmittel. Die häufigsten Warngründe waren: Pestizidrückstände und Schimmelpilzgifte in Obst, Gemüse und Trockenfrüchten, Aflatoxin/Aflatoxine in Nüssen und Nusserzeugnissen sowie Nachweise von Salmonellen in Geflügelfleisch. Der Hauptbeanstandungsgrund bei Futtermitteln, die rund sechs Prozent der Meldungen betrafen, waren ebenfalls Verunreinigungen mit Salmonellen. Drei Prozent der Meldungen betrafen Lebensmittelkontaktmaterialien wie Geschirr, Besteck, Backformen oder Kochutensilien. Hier wurde vor der Migration unerwünschter Stoffe wie primärer aromatischer Amine, Formaldehyd oder Melamin gewarnt.

Über das RASFF

Im Europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel RASFF tauschen sich die Behörden der angeschlossenen Staaten zu potenziell gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln, Futtermitteln und Le-bensmittelkontaktmaterialien aus. Neben der Europäischen Kommission, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der EFTA-Überwachungsbehörde (ESA) sind 31 Staaten Mitglieder des RASFF-Netzwerks, darunter sämtliche EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, die Schweiz, Liechtenstein und Island. In Deutschland übermittelt das BVL als nationale RASFF-Kontaktstelle Informationen aus anderen Mitgliedstaaten an die zuständigen Überwachungsbehörden in den 16 Bundesländern und RASFF-Meldungen deutscher Überwachungsbehörden an die Europäische Kommission.

Über das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Das BVL ist eine eigenständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH). Es ist für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, Tierarzneimitteln und gentechnisch veränderten Organismen in Deutschland zuständig. Im Bereich der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit übernimmt es umfassende Managementaufgaben und koordi-niert auf verschiedenen Ebenen die Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Bundesländern und der Europäischen Union.

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)