Influenza, Keuchhusten und RSV: Atemwegsinfekte fordern das Immunsystem heraus

Infektionen der Atemwege begleiten die Menschheit seit jeher, im Herbst und Winter haben sie Hochkonjunktur.

(dgk) Meist sind Viren die Ursache: Rhino- und Parainfluenzaviren neben den echten Grippeviren (Influenza) und seit Anfang 2020 eben auch das Coronavirus SARS-CoV-2, außerdem Metapneumoviren oder RSV (respiratory syncytial virus). Von letzteren können besonders junge Eltern ein Lied singen, denn RSV-Infektionen betreffen und belasten vor allem Säuglinge und Kleinkinder, bei Frühgeborenen sind sie richtig gefährlich. Experten befürchten nach den beiden Coronajahren ohnehin eine „Renaissance“ der anderen Atemwegsinfektionen. Im australischen  Herbst und Winter der Südhalbkugel von März bis August 2022 hat die Grippewelle bereits für Schlagzeilen gesorgt.

Bild von Silvia auf Pixabay 

Aber zurück zu RSV: Aus welchem Grund auch immer sind Jungen doppelt so häufig wie Mädchen von schweren Infektionen betroffen und müssen deshalb in die Klinik. Eine belastende Situation für die ganze Familie. Aber auch Erwachsene können sich immer wieder einmal anstecken, sie erkranken normalerweise nur mild mit Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten. Für diejenigen mit einer Vorerkrankung der Lunge oder des Herzens, Immunsupprimierte oder auch ansonsten Gesunde ab 65 Jahren kann eine RSV-Erkrankung aber ein ernstes Problem darstellen, weil eine schwere Lungenentzündung eintreten kann. Impfstoffe gegen RSV sind für verschiedene Altersgruppen in Entwicklung bzw. werden möglicherweise bald zugelassen – auch zur Impfung Schwangerer, damit die Neugeborenen einen Nestschutz erhalten. Bislang stehen zum passiven Schutz von gefährdeten Säuglingen Antikörperpräparate zur Verfügung.

Ein bakterieller Krankheitserreger, der auch in der kalten Jahreszeit verstärkt auftritt, ist Bordetella pertussis, der Erreger des Keuchhustens. Der ist ziemlich ansteckend, die Keime fliegen bis zu einem Meter beim Husten, Sprechen oder Niesen. Infizierte leiden ein bis zwei Wochen unter Erkältungssymptomen. Nicht wissend, dass sie Keuchhusten haben, stecken sie andere an. Erst im nächsten, vier bis sechs Wochen anhaltenden, zweiten Krankheitsstadium kommt es zu den typischen Hustenattacken, die der Krankheit ihren Namen gegeben haben. Man kann mehrmals erkranken, weil die Immunität nur begrenzt anhält. Auch weil bei Zweit- und Drittinfektionen die Symptome nicht mehr so typisch sind, wird die Diagnose oft sehr spät gestellt. Dann helfen auch keine Antibiotika mehr, denn die wirken nur im ersten frühen Stadium. Der Husten klingt zwar nach und nach ab, kann sich aber bis zu 10 Wochen hinziehen.

Da Pertussis-Bakterien stark zirkulieren und auch Komplikationen wie Lungen- oder Nebenhöhlenentzündungen, Rippen- oder Leistenbrüche durch den starken Husten auftreten können, ist eine vorbeugende Impfung gefragt. So lautet das Impfprogramm: Säuglinge bekommen ab zwei Monaten ihre Grundimmunisierung, Einschulkinder eine Auffrischung wie auch noch einmal Jugendliche bis 17 Jahre. Zudem sollte jeder Erwachsene sich bei der nächstfälligen Dosis gegen Tetanus und Diphtherie mit einem Kombi-Präparat auch gegen Keuchhusten impfen lassen. Alle, die Kontakt mit Säuglingen haben – privat oder berufsbedingt – sollten regelmäßig alle 10 Jahre eine Auffrischungsdosis erhalten, um diese besonders gefährdete Gruppe zu schützen.

Seit ein paar Jahren ist die Keuchhusten-Impfung aller schwangeren Frauen von der STIKO empfohlen. Und das aus gutem Grund, denn ausschließlich so wird ein Nestschutz, also eine passive Immunität, beim Neugeborenen erreicht. Das funktioniert nicht mit einer Impfung vor der Schwangerschaft. Dieser Nestschutz aber bewahrt Säuglinge in den ersten Lebenswochen vor der Infektionskrankheit, die bei ihnen durch Erstickungsanfälle lebensbedrohlich verlaufen kann, bis dann ihre eigene Immunität durch Impfungen aufgebaut wird.

Viele gute Gründe also, den Impfpass zu zücken und nachsehen zu lassen, ob es Impflücken gibt.

Quelle: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Internet: www.dgk.de

Quellen:
Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) 2022. Epidem. Bulletin Nr. 4/2022. www.stiko.de
Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) des Robert Koch-Institutes. Wochenberichte. https://influenza.rki.de/