Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor „Miracle Mineral Supplement“ („MMS“)

Stellungnahme Nr. 025/2012 des BfR vom 2. Juli 2012 [dhr]
„Miracle Mineral Supplement“ („MMS“) wird als Lösung in zwei kleinen Flaschen im Internet zum Verkauf angeboten. Nach Meldungen aus dem Ausland kann dieses Produkt die Gesundheit von Verbraucherinnen und Verbrauchern beeinträchtigen.

Berichtet wurde von gastrointestinalen Störungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, teilweise mit Blutdruckstörungen und erheblichen Flüssigkeitsverlusten. Direkter Kontakt der unverdünnten oder falsch gemischten gebrauchsfertigen Lösung kann zu Haut- und Schleimhautreizungen bis hin zu Verätzungen führen. Inzwischen sind auch in Deutschland Einzelfälle von unerwünschten Wirkungen nach dem Verzehr von „MMS“ bekannt geworden.

Ein Teil der Angebote enthält den Hinweis, dass dieses Mittel zur Desinfektion von Wasser dienen kann. Auf einigen Webseiten weisen Befürworter der Verwendung von „MMS“ auf die Möglichkeit einer oralen Einnahme des Produkts hin. Das BfR rät von der Einnahme und der Verwendung von „Miracle Mineral Supplement“ („MMS“) dringend ab.

Bei „Miracle Mineral Supplement“ („MMS“) handelt es sich nach Herstellerangaben um eine in kleinen Flaschen angebotene Lösung mit der chemischen Verbindung Natriumchlorit, oft in Kombination mit einer zweiten Flasche, welche eine verdünnte Säure enthält und als sogenannter „Aktivator“ bezeichnet wird. Die genauen im Gesamtprodukt eingesetzten Stoffe und Stoffmengen sind dem BfR nicht bekannt. Bei Natriumchlorit (Summenformel: NaClO2) handelt es sich chemisch um das Natriumsalz der Chlorigen Säure. Natriumchlorit (mit „t“) stellt ein starkes Oxidationsmittel dar und sollte nicht mit Kochsalz (Natriumchlorid, Summenformel: NaCl) verwechselt werden. Wenn Natriumchlorit mit einer Säure versetzt wird – das heißt wenn beide Lösungen miteinander vermischt werden – entsteht Chlordioxid (ClO2), eine hochreaktive chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff. Chlordioxid weist stark oxidative Wirkungen auf und wirkt auf Haut und Schleimhaut je nach Konzentration reizend bis ätzend. Industriell wird dieser Stoff als Mittel zur Desinfektion sowie zum Bleichen, z. B. von Zellstoff und Textilien, verwendet.

Nach Mitteilungen auf diversen Internetseiten soll das Produkt „MMS“ angeblich gesundheitsfördernde Wirkungen aufweisen. Befürworter der Verwendung von „MMS“ weisen auf die Möglichkeit einer oralen Einnahme des Produkts hin. Jedoch handelt es sich bei Natriumchlorit und dem daraus nach Ansäuerung entstehenden Chlordioxid keinesfalls um sichere Lebensmittel. Zudem erscheint eine Irreführung von Verbraucherinnen und Verbrauchern möglich, da es sich bei der Verwendung von „MMS“ – anders als die Bezeichnung nahelegt – nicht um eine sinnvolle Supplementierung oder Ergänzung der Ernährung mit Mineralstoffen handelt.

Bereits in mehreren europäischen Ländern sowie in Kanada und den USA haben Gesundheitsbehörden über gesundheitliche Risiken von „Miracle Mineral Supplement“ berichtet und von der Anwendung des Produkts abgeraten. Danach wurden nach oraler Aufnahme von „MMS“ gastrointestinale Störungen unterschiedlichen Schweregrades mit Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall beobachtet, teilweise mit Blutdruckstörungen und erheblichen Flüssigkeitsverlusten. Inzwischen sind auch in Deutschland Fälle von unerwünschten gesundheitlichen Wirkungen nach dem Verzehr und der intravenösen Gabe von „MMS“ bekannt geworden. Neben Übelkeit, Erbrechen und Veränderungen im Allgemeinzustand wurden auch schwerwiegende Symptome bei medizinischer Anwendung bekannt.

Besonders Kinder können durch Verätzungsrisiken gefährdet werden.

Das BfR rät dringend von dem Verzehr und der Verwendung des Produkts „Miracle Mineral Supplement“ („MMS“) ab.

 © 2012 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) – www.bfr.bund.de 

 

 Auszug aus wikipedia.de
„Miracle Mineral Supplement“

Unter der Bezeichnung Miracle Mineral Supplement (MMS) propagieren der amerikanische Ingenieur Jim Humble und seine Anhänger Natriumchlorit als vermeintliches Wundermittel für eine Reihe von Anwendungen: etwa als „Nahrungsergänzungsmittel“ mit vorbeugenden oder gar heilenden Wirkungen („alternatives Antibiotikum“) gegenüber Krankheitserregern (z. B. Malaria) bis hin zur Behandlung von Krebserkrankungen und AIDS.

Bei dieser umstrittenen Therapiemethode wird Natriumchloritlösung verabreicht, in welcher durch Zumischen von Citronensäure das hochreaktive giftige Chlordioxid frei gesetzt wird, das normalerweise zu Desinfektionszwecken oder zum Bleichen verwendet wird.

Die Behandlung mit MMS wird als Quacksalberei eingestuft.Mehrere Gesundheitsbehörden warnten inzwischen vor MMS und haben teilweise auch konkrete Maßnahmen zum Verbraucherschutz ergriffen. 2009 wurden im australischen Bundesstaat Queensland einer Laienheilerin vom Brisbane Supreme Court Heilungsversprechen sowie die Verabreichung nicht zugelassener Arzneimittel untersagt, nachdem sie in ihrer Garage Krebskranken MMS intravenös verabreicht hatte. In Kanada wurde MMS im Mai 2010 von der Behörde Health Canada verboten und vor der Einnahme gewarnt. Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) warnte im Juli 2010 vor der Einnahme von MMS mit der Begründung, dass das Mittel industrielle Bleichmittel enthalte und es zu erheblichen Gesundheitsschäden kommen könne, zahlreiche Meldungen über gesundheitliche Schäden bei MMS-Kunden hätten die Behörde bereits erreicht.

Im Oktober 2010 folgten Warnungen der Swissmedic (Schweizerisches Heilmittelinstitut) mit einer Mitteilung Warnung vor dem sog. Wundermittel ‚Miracle Mineral Supplements‘ (MMS), die sich wiederum auch auf eine Warnung des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bezog, und der französischen Behörden Institut de veille sanitaire (InVS) und Agence française de sécurité sanitaire des produits de santé (Afssaps). In Frankreich waren nach Einnahme von MMS als Solution minérale miracle Vergiftungen beobachtet worden. In Deutschland ermittelte Ende 2010 in Oberbayern die Staatsanwaltschaft gegen einen Arzt, der MMS an seine Patienten verkaufte.

Sicherheitshinweise

Eine 25%ige Lösung von Natriumchlorit ist gesundheitsschädlich beim Verschlucken. Bei Einwirkung von Säuren werden sehr giftige Gase frei. Es besteht die Gefahr ernsthafter Augenschäden. Vom Feststoff geht Giftwirkung und Feuergefahr bei Berührung mit brennbaren Stoffen aus. Weiterhin verursacht sie Verätzungen. In nicht stabilisierter Pulverform ist Natriumchlorit sehr giftig. Es verursacht Augenverätzungen und Hautverbrennungen mit Rötungen und Schmerzen. Bei Absorption durch die Haut kann es schädlich sein. Zudem verursacht es Verätzungen des Magendarmtrakts und kann Übelkeit und Erbrechen verursachen. Das Einatmen von Dämpfen ruft Husten und Atemschwierigkeiten hervor, kann den Atemtrakt verätzen und auch tödlich sein.

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