Ertrinkungsunfälle bei Kindern – Fast immer vermeidbar
Sommerzeit bedeutet Badezeit – doch gerade für Kinder kann der Aufenthalt am oder im Wasser schnell lebensgefährlich werden. Ertrinkungsunfälle gehören zu den häufigsten unfallbedingten Todesursachen bei Kleinkindern. Experten sind sich einig: Die meisten dieser tragischen Vorfälle wären mit einfachen Maßnahmen vermeidbar gewesen.

Ertrinkungsunfälle gehören zu den häufigsten unfallbedingten Todesursachen bei Kleinkindern – Bild von Jan Haerer auf Pixabay
Stille Gefahr: Ertrinken verläuft meist lautlos
Anders als in Filmen schreien Kinder beim Ertrinken nicht um Hilfe. Stattdessen sinken sie oft still unter Wasser – in wenigen Sekunden. Schon ein mit Wasser gefüllter Eimer, ein Planschbecken oder die Badewanne reichen aus, um Kleinkinder in Lebensgefahr zu bringen. Das macht konsequente Aufsicht zu einer zentralen Schutzmaßnahme.
Aufsicht heißt: Hinsehen, nicht nur dabeisein
„Kinder brauchen am Wasser eine hundertprozentige Aufsicht – am besten in Armlänge Entfernung“, betont Achim Wiese, Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). „Schon wenige Sekunden der Unachtsamkeit können tödlich enden.“
Prävention beginnt zu Hause
Ob im Garten, auf dem Campingplatz oder in der Wohnung: Gefahren lauern überall. Sicherheitszäune um Pools oder Teiche, kindersichere Badezimmer, das sofortige Entleeren von Planschbecken und das Entfernen von Wasserbehältern nach dem Spielen sind einfache, aber wirksame Schutzmaßnahmen.
„Eltern unterschätzen häufig, wie schnell Kinder in Gefahr geraten – und wie still das Ertrinken abläuft“, warnt Dr. Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. „Schon zehn Zentimeter Wasser können für ein Kleinkind tödlich sein.“
Früh schwimmen lernen – aber mit Grenzen
Schwimmkurse und Wassergewöhnung sind ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit. Doch auch schwimmfähige Kinder dürfen nicht unbeaufsichtigt bleiben.
„Schwimmen zu können schützt nicht automatisch vor dem Ertrinken – es gibt keinen Ersatz für aufmerksame Erwachsene“, so eine DLRG-Ausbilderin. „Auch gute Schwimmer können in Panik geraten oder ermüden.“
Erste Hilfe kann Leben retten
Kommt es dennoch zum Notfall, zählt jede Sekunde. Eltern und Betreuungspersonen sollten wissen, wie sie reagieren müssen – inklusive Reanimationsmaßnahmen. Erste-Hilfe-Kurse speziell für Notfälle mit Kindern werden bundesweit angeboten.
„Wer bei einem Kind einen Atemstillstand erkennt, muss sofort handeln – eine Herzdruckmassage kann Leben retten, noch bevor der Rettungsdienst eintrifft“, sagt Dr. Jens Lang, Notarzt und Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz.
Aufmerksamkeit schützt Leben
Ertrinkungsunfälle bei Kindern sind fast immer vermeidbar. Es braucht dafür keine aufwendige Technik – sondern vor allem wachsame Augen, klare Regeln und ein Bewusstsein für die Risiken. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann ein Leben kosten – ebenso kann eine aufmerksame Minute es retten.
Warum Kinder ertrinken – und oft lautlos
Kinder ertrinken schnell und leise, oft innerhalb weniger Sekunden.
Schon wenige Zentimeter Wasser (z. B. im Planschbecken, Teich oder in der Badewanne) können für Kleinkinder lebensgefährlich sein.
Viele Eltern unterschätzen das Risiko, besonders bei kurzen Ablenkungen („Ich war nur eine Minute weg…“).
So lassen sich Ertrinkungsunfälle vermeiden
1. Ständige Aufsicht
Kinder niemals unbeaufsichtigt in die Nähe von Wasser lassen – nicht einmal für einen Moment.
Aufsichtspersonen sollten aktiv beobachten und sich nicht ablenken lassen (z. B. durch Handy, Gespräche, Bücher).
2. Sicherheitsvorkehrungen zu Hause
Pools und Teiche mit einem Zaun und abschließbarem Tor sichern.
Planschbecken sofort nach Gebrauch entleeren.
Badezimmer: Kinder nie unbeaufsichtigt baden lassen; Wasser erst nach dem Baden einlaufen lassen.
3. Frühzeitiges Schwimmenlernen
Kinder ab ca. 4 Jahren können oft erste Schwimmfähigkeiten entwickeln.
Schwimmkurse und Wassergewöhnung sind wichtige Schutzfaktoren – ersetzen aber nie die Aufsicht.
4. Rettungsmittel griffbereit
In der Nähe von Pools oder Gewässern sollten Schwimmhilfen, Rettungsringe und ein Telefon griffbereit sein.
5. Wissen, wie man hilft
Erste Hilfe bei Ertrinkungsunfällen kennen: Reanimation (HLW) kann lebensrettend sein.
Eltern, Großeltern und Betreuungspersonen sollten regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse besuchen.
Schwimmhilfen ≠ Lebensretter
Schwimmflügel oder Schwimmreifen vermitteln ein trügerisches Gefühl von Sicherheit – sie sind keine Lebensretter.
Kinder können sich daraus befreien oder kippen und mit dem Gesicht unter Wasser geraten.
Ja – Ertrinkungsunfälle bei Kindern sind in fast allen Fällen vermeidbar.
Es braucht dafür keine Hightech, sondern vor allem: Aufmerksamkeit, Konsequenz und Prävention.