Kinderzähne: Fluoridtabletten für Kinder sind umstritten – die wichtigsten Tipps für Eltern

(dgk) Kinder haben heutzutage deutlich weniger Karies als noch vor Jahren. Während Zwölfjährige Anfang der 1990er-Jahre noch durchschnittlich etwas mehr als drei kariesgeschädigte Zähne aufwiesen, sind es heute nur noch 0,7. Der Kariesrückgang ist eine medizinische Erfolgsgeschichte, die Forscher vor allem auf konsequentes Zähneputzen und die Fluoridierung zurückführen.

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Milchzahnkaries: Die Kleinsten machen die größten Sorgen

Doch was Zahnärztinnen und Zahnärzten nach wie vor große Sorgen bereitet, ist die weiterhin relativ starke Verbreitung der „frühkindlichen Karies“ an den Milchzähnen. Nach Angaben von Experten haben 10 bis 15 Prozent der Kleinkinder Milchzahnkaries. Die Ursachen sind bekannt: Übermäßiger Gebrauch der Nuckelflasche mit zucker- und säurehaltigen Getränken plus unzureichende Zahnreinigung. Suchen die Eltern mit ihrem Kind dann noch zu spät einen Zahnarzt auf, sind nicht mehr reparable Zahnschäden im gesamten Gebiss programmiert. Und das kommt anscheinend nicht selten vor, denn nur ein Drittel der unter Sechsjährigen besucht die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen. Trotz der Erfolge bleibt Karies eine Volkserkrankung, für die besonders Eltern von kleinen Kindern sensibilisiert werden müssen.

So entsteht das Loch im Zahn

Karies ist eine infektiöse Erkrankung, die durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren entsteht. Dazu gehören eine Karies bei den Eltern, die die Bakterien auf das Kind übertragen können, Ernährung, Zahnpflege, der allgemeine Gesundheitszustand des Kindes und die Höhe der Fluoridzufuhr.

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Fluoridzufuhr: Ärzte uneins über die Tablette für Babys

Als Schutz vor Karies ist die Zufuhr von Fluorid unverzichtbar. Doch wie genau soll diese aussehen? Darüber sind sich verschiedene Ärztegruppen uneins. Kinder- und Jugendärzte befürworten für die ersten Lebensjahre Fluoridtabletten. Aus ihrer Sicht hat sich diese Praxis bewährt. Sie berücksichtigt die besonderen Bedingungen bei Säuglingen und Kleinkindern – wie beispielsweise die Tatsache, dass Zahnpasta in den ersten Jahren überwiegend geschluckt wird. Die langfristige Verträglichkeit der verschiedenen Inhaltsstoffe aus der Tube ist bis heute nicht untersucht.

Viele Zahnärzte sehen das anders. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt statt der Fluoridtabletten ab den ersten Milchzähnen mit etwa sechs Monaten gleich eine fluoridhaltige Kinderzahnpasta zu verwenden. Grund: Während man früher dachte, dass hauptsächlich das vor dem Zahndurchbruch eingebaute Fluorid der Karies vorbeugt, so ist heute wissenschaftlich belegt, dass vor allem die auf die Zahnoberfläche einwirkenden Fluoride schützen.

Eltern müssen daher in Absprache mit dem Kinder- oder Zahnarzt zu einer eigenen Entscheidung kommen. Um den sinnvollen Einsatz von Fluoriden genau zu bestimmten, können die Ärzte eine sogenannte Fluoridanamnese vornehmen. Dabei wird das Kariesrisiko abgeschätzt, und Fluoridierungsmaßnahmen werden individuell angepasst. Wie auch immer sie entscheiden: Am Zähneputzen kommen Eltern nicht vorbei.

Die wichtigsten Tipps rund um die Gesunderhaltung der Kinderzähne

• Die ersten Zähnchen des Säuglings spielerisch mit einer Säuglingszahnbürste reinigen.

• Kinder niemals zum Zähneputzen zwingen, denn das ist kontraproduktiv.

• Im Alter von eineinhalb bis zwei Jahren, sobald erste motorische Fähigkeiten ausgebildet sind, das Kleinkind langsam an die selbständige Zahnpflege heranführen.

• Ab dem Kindergartenalter können sich Eltern und Kind das Putzen aufteilen: Morgens putzt das Kind, abends die Eltern, damit auch der hinterste Winkel einmal am Tag gereinigt wird.

• Erst im Grundschulalter, ungefähr ab dem zweiten Schuljahr, ist das Kind motorisch in der Lage, sich selbstständig die Zähne zu reinigen. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Eltern nachputzen. Es empfiehlt sich aber auch weiterhin, Mundhygiene und Putztechnik zu kontrollieren.

• Süßigkeiten nur einmal am Tag geben. Naschereien nicht als Belohnung oder Trost einsetzen, sonst wird im Gehirn ein automatischer bestimmten Gefühlen und Süßem verankert.

• Der erste Besuch des Kleinkindes beim Zahnarzt sollte nach dem Durchbruch des ersten Milchzahnes im ersten Lebensjahr erfolgen. Danach empfiehlt sich ein regelmäßiger, halbjährlicher Besuch beim Zahnarzt.

• Möglichst von Anfang an nur ungesüßte Getränke geben. Dauernuckeln von Babys an Flaschen mit Milch, gesüßtem Tee oder Saft auf jeden Fall vermeiden. Sobald wie möglich von der Flasche auf Becher wechseln.

• Da Karies ansteckend ist, sollten Eltern ihre eigenen Zähne sorgfältig pflegen und kariöse Zähne behandeln lassen.

• Fluoridierungsmaßnahmen in Form von Tabletten, Zahnpasta, Speisesalz, Zahnlacken oder Gelen, je nach Absprache mit dem Arzt, sind ein unerlässlicher Baustein für gesunde Zähne bis ins hohe Alter. Eltern sollten daher den Rat ihres Arztes befolgen.

Quellen:

1. Was Sie Eltern raten können 10 Tipps: Kinderzähnchen richtig pflegen; springermedizin vom 9.9.2015, basierend auf: Bergmann KE. Was kann und sollte der Kinderarzt für die Erhaltung der Zahngesundheit seiner Patienten tun? 111. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), 05.09.2015, München

2. Bundeszahnärztekammer: Patienteninformationen „Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe“ und „Zahnpflege bei Kindern und Säuglingen“, abrufbar unter http://www.bzaek.de

3. Zahnärztekammer Nordrhein: Frühkindliche Karies verhindern: Erfolgreicher Start in ein zahngesundes Leben! http://www.zahnaerztekammernordrhein.de/fuer-patienten/patienteninfos/fruehkindliche-karies-verhindern-erfolgreicher-start-in-ein-zahngesundes-leben.html

Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e.V.
Internet: www.dgk.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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