ÖKO-TEST: Hähnchenfleisch mit antibiotikaresistenten Keimen belastet

Antibiotikaresistente Keime sind Bakterien, die gegen ein oder mehrere Antibiotika unempfindlich geworden sind. Dadurch lassen sich Infektionen schwerer behandeln. Bekannte Beispiele sind MRSA oder multiresistente gramnegative Bakterien. Resistenzen entstehen vor allem durch den zu häufigen oder falschen Einsatz von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin. Auch unvollständig eingenommene Medikamente fördern die Entwicklung resistenter Keime. 

Um das Risiko zu senken, sollten Antibiotika nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen und die Therapie immer vollständig abgeschlossen werden. Gute Hygiene, insbesondere Händewaschen, ist ebenfalls ein wichtiger Schutz. ÖKO-TEST hat Hähnchenfleisch untersucht. Sieben Bio-Hähnchen und sieben Hähnchen aus konventioneller Haltung stufen die Verbraucherschützer als „bedenklich“ ein.

14 von 23 Hähnchen fallen wegen der Belastung mit antibiotikaresistenten Keimen durch – Bild von NikkkOO auf Pixabay

Die neusten Testergebnisse von ÖKO-TEST sind wenig appetitlich: 14 von 23 Hähnchen fallen wegen der Belastung mit antibiotikaresistenten Keimen durch. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Geflügelfleischindustrie massiven Anteil daran hat, antibiotikaresistente Krankheitserreger in die Umwelt und in die Lebensmittelkette einzuschleppen.      

ÖKO-TEST hat 23 Hähnchenbrustfilets im Labor auf antibiotikaresistente Keime untersuchen lassen. Sieben Bio-Hähnchen und sieben Hähnchen aus konventioneller Haltung stufen die Verbraucherschützer als „bedenklich“ ein. Akut gesundheitsgefährdend ist das zunächst nicht, aber antibiotikaresistente Keime sind weltweit eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit, weil sie dazu führen, dass eigentlich gut behandelbare Infektionen zunehmend schwerer therapierbar sind.

In der Vergangenheit ließen bereits Stichproben von Ämtern und Institutionen darauf schließen, dass die Geflügelfleischindustrie in hohem Maße dafür verantwortlich ist, antibiotikaresistente Krankheitserreger in Umlauf zu bringen. Landet belastetes Fleisch in unseren Küchen, können sich die Keime bei mangelnder Hygiene auf den Menschen übertragen und Infektionen auslösen. So können sie sich immer weiter verteilen und vermehren – mit der fatalen Folge, dass Antibiotika in vielen Fällen nicht mehr wirken.

Der Einsatz von Antibiotika ist in der konventionellen Massentierhaltung gang und gäbe. Bemühungen, diesen durch das gesetzlich verankerte Antibiotikaminimierungskonzept zu verringern, um unter anderem die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen aufzuhalten, scheinen nicht zu wirken. Laut eines Berichts des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gab es 2024 in keiner Wirkstoffklasse einen Rückgang der absoluten Verbrauchsmengen.
Aber auch Bio-Fleisch ist im Test betroffen. Unter anderem kann das an Kreuzkontaminationen in Schlachthöfen liegen, wo oftmals Tiere aller Haltungsformen verarbeitet werden und die Keime entsprechend übertragen werden können. 

Aus ÖKO-TEST-Sicht ist eine Verringerung des Antibiotakteinsatzes in der Hähnchenmast sowie die Verbesserung der Schlachthygiene dringend erforderlich. Um eine Vermehrung und Übertragung der Keime im eigenen Haushalt zu vermeiden, empfehlen die Verbraucherschützer, die Ware kühl zu lagern, nicht abzuwaschen, konsequent von anderen Lebensmitteln zu trennen und komplett durchzubraten. 

Anzeige – Weitere Informationen zum Test finden Sie in der Januarausgabe des ÖKO-TEST Magazins und online unter: oekotest.de/15984

 

Quelle: ÖKO-TEST

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