Trotz dringender Warnungen von Experten sieht die Europäische Union bei der Bleigefährdung in Kinderschmuck keinen Handlungsbedarf. In der neuen EU-Spielzeugrichtlinie, die ab Mitte nächsten Jahres in Deutschland angewendet werden muss, ist Kinderschmuck ausdrücklich ausgenommen. Und das obwohl Untersuchungsämter und Toxikologen vor hohen Bleikonzentrationen in Kinderschmuck warnen. Das berichtet das ARD-Magazin MONITOR am 9.12.2010. Das Schwermetall Blei kann zu Hirnschäden und Entwicklungsstörungen führen und bei Verschlucken sogar zum Tod.
Produktprüfer und Verbraucherschützer hatten sich von der neuen EU-Spielzeugrichtlinie eine gesetzliche Regelung für Blei in Kinderschmuck erhofft, weil im ersten Entwurf der Richtlinie Kinderschmuck nicht als Ausnahme gekennzeichnet war. In der endgültigen Fassung wurde Kinderschmuck dann aber wieder explizit ausgenommen. „Dies ist keine Regelung im Sinne des vorsorgenden Verbraucherschutzes“, erklärt Oliver Schmidt.
Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin der Generaldirektion „Unternehmen und Industrie“ der Europäischen Kommission, es reiche aus, dass Kinderschmuck der „Richtlinie über die allgemeine Produktsicherheit“ folgen müsse. Dies sehen deutsche Produktprüfer als nicht ausreichend an: „Das ist für uns nicht verständlich, denn in dieser Richtlinie ist kein Grenzwert für Blei in Kinderschmuck vorgeschrieben,“ erklärt der staatliche Produktprüfer Oliver Schmidt.
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