Kinderwunsch – was wenn Paare keine Kinder bekommen können?

Es gibt viele Gründe, warum Paare auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen können. Hormonelle Störungen, Probleme mit den Eileitern oder vorzeitige Wechseljahre können bei Frauen der Grund sein. Bei Männern können hormonelle Störungen, gesundheitliche Probleme oder geringe Spermienqualität ausschlaggebend sein. Paare mit unerfülltem Kinderwunsch erleben oft eine intensive Gefühlswelt.

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch erleben oft eine intensive Gefühlswelt

Paare mit unerfülltem Kinderwunsch erleben oft eine intensive Gefühlswelt – Bild von Canidia Jupiter auf Pixabay

Wenn der Kinderwunsch erstmals thematisiert wird, besteht oft eine große Vorfreude. Zyklen ohne Erfolg können jedoch schnell Frustration auslösen.

Viele Betroffene beschreiben das Warten auf den positiven Test wie ein ständiges Hin und Her zwischen Optimismus und Enttäuschung. Diese Achterbahnfahrt kann sich über Monate oder sogar Jahre ziehen und belastet die Psyche enorm.

Umgang mit Rückschlägen und Enttäuschungen

Jeder negative Schwangerschaftstest sitzt tief. Besonders schwierig ist die Situation, wenn Bekannte um einen herum scheinbar leicht schwanger werden. Rückschläge, sei es nach einem natürlichen Versuch oder nach einer IVF, führen nicht selten zu Selbstzweifeln: „Liegt es an mir?“ oder „Mache ich etwas falsch?“ sind häufige Gedanken.

Ein hilfreicher Schritt ist, sich bewusst erlauben, diese Gefühle zuzulassen. Tagebuchschreiben, achtsame Spaziergänge oder kreative Hobbys können dabei helfen, den Druck abzubauen. Wichtig ist auch, sich nicht in der Rolle der Versagerin oder des Versagers zu verkriechen, sondern aktiv Unterstützung zu suchen.

Die Rolle von Partnerschaft und Umfeld

Ein stabiler Partner- oder Freundeskreis ist in dieser Zeit Gold wert. Offen über Gefühle und Ängste zu sprechen, stärkt das Wir-Gefühl, ganz besonders, wenn ein Paar den Weg über IVF geht. Gemeinsame Rituale, etwa ein wöchentliches Date-Night-Ritual ohne das Thema Kinder, helfen, die Beziehung zu pflegen und nicht nur noch als Paar mit Problem zu agieren.

Auch das soziale Umfeld kann unterstützen, wenn Freunde und Familie sensibel reagieren und nicht ständig nach dem Stand der Dinge fragen. Manchmal hilft es, klare Grenzen zu setzen. Einmal pro Woche über den Kinderwunsch zu sprechen, reicht völlig aus.

Wann ist ärztliche Unterstützung sinnvoll?

Der Gang zum Kinderwunschzentrum oder zur gynäkologischen Praxis empfiehlt sich, wenn Paare nach einem Jahr regelmäßigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs nicht schwanger werden und die Frau jünger als 35 Jahre ist. Bei höherem Alter oder bekannten Vorerkrankungen kann bereits nach sechs Monaten eine Abklärung sinnvoll sein. Ein Erstgespräch beim spezialisierten Arzt klärt Hormonstatus, Eileiterdurchgängigkeit und Spermienqualität. Mögliche weiterführende Verfahren, etwa eine IVF, werden erläutert. Unter Umständen könnte ein Wechsel der Krankenkasse interessant sein. Einige Krankenkassen könnten die Behandlung unter Umständen komplett übernehmen. Das ist vorab mit den Gesellschaften zu klären.

Überblick über Behandlungsmöglichkeiten

– Hormontherapie:

Durch Medikamente wird der Eisprung stimuliert. Hormonpräparate können gezielt den Zyklus regulieren und die Eizellreifung fördern. Sie gelten als relativ nebenwirkungsarm, erfordern aber regelmäßige Kontrollen per Ultraschall.

– Insemination:

Hier wird aufbereitetes Sperma direkt in die Gebärmutter eingebracht. Die Methode ist einfach und schmerzarm. Erfolg verspricht sie besonders bei leichter männlicher Faktorunfruchtbarkeit wie zu wenigen beweglichen Samenzellen, eingeschränkter Motilität, einer auffällig hohen Zahl an Spermien mit abweichender Morphologie oder Verengungen oder Verschlüssen der Samenleiter.

– IVF (In-vitro-Fertilisation):

Eizellen und Samenzellen werden im Labor zusammengeführt. Nach erfolgreicher Befruchtung werden ein oder zwei Embryonen in die Gebärmutter transferiert. IVF ist seit Jahrzehnten etabliert und bietet Paaren mit Eileiterproblemen oder stark eingeschränkter Spermienqualität gute Chancen.

– ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion):

Bei einer sehr niedrigen Spermienzahl oder schlechter Spermienbeweglichkeit wird jeweils ein Spermium direkt in die Eizelle injiziert. ICSI erhöht die Befruchtungsrate im Labor und ist heute ein Standardverfahren in der Reproduktionsmedizin.

Chancen und Risiken der Reproduktionsmedizin

Die Erfolgsraten hängen von Alter, Ursache der Unfruchtbarkeit und Behandlungsform ab. Bei Frauen unter 35 Jahren liegen sie pro IVF-Zyklus bei rund 30 % bis 40 %. Mit steigendem Alter nehmen sie jedoch ab. Risiken umfassen Mehrlingsschwangerschaften, hormonbedingte Überstimulationssyndrome und psychische Belastungen durch wiederholte Zyklen.

Eine enge Begleitung durch medizinisches Fachpersonal sowie psychologische Beratung kann helfen, die Behandlung bestmöglich zu unterstützen und Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.