Zwischen Angst und Aktivismus – Wie junge Menschen den Klimawandel erleben
Wut, Hoffnung, Ohnmacht, Engagement: Der Klimawandel ist für viele junge Menschen heute kein abstraktes Zukunftsthema mehr. Es ist Teil einer neuen Lebensrealität. Umfragen zeigen: Die Gefühlslage der jungen Generation schwankt zwischen tiefer Sorge – und dem Wunsch, etwas zu verändern.
Klimakrise als Lebensgefühl
Laut einer internationalen Studie der Universität Bath aus dem Jahr 2021, an der über 10.000 junge Menschen aus zehn Ländern teilnahmen, gaben über 75 % der Befragten zwischen 16 und 25 Jahren an, dass sie die Zukunft als „beängstigend“ empfinden. In Deutschland zeigte eine vergleichbare Befragung der Bertelsmann Stiftung: Mehr als jeder zweite junge Mensch fühlt sich vom Klimawandel stark psychisch belastet.
„Ich habe manchmal das Gefühl, wir kämpfen gegen eine Wand. Und trotzdem können wir nicht einfach aufgeben“, sagt Lena (19), Schülerin und Aktivistin bei Fridays for Future.
Emotionen zwischen Angst und Engagement
Die vorherrschenden Gefühle im Zusammenhang mit der Klimakrise sind laut Psycholog:innen:
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Angst vor Naturkatastrophen, unsicherer Zukunft oder gesellschaftlichem Kollaps
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Wut auf politische Untätigkeit und wirtschaftliche Interessen
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Traurigkeit über Artensterben, zerstörte Lebensräume und globale Ungerechtigkeit
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Ohnmacht angesichts der Größe des Problems
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Schuldgefühle bei Konsumentscheidungen oder Flugreisen
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Hoffnung durch Gemeinschaft, Proteste und technologische Lösungen
Diese emotionale Gemengelage wird zunehmend unter dem Begriff „Klimaangst“ (Climate Anxiety) wissenschaftlich untersucht. Zwar ist sie keine eigene Krankheit, doch Fachleute sehen in ihr ein reales, wachsendes psychisches Phänomen – vor allem bei jungen Menschen.
Was macht das mit einer Generation?
Heute wachsen Jugendliche mit der ständigen Präsenz der Klimakrise in Medien und Alltag auf. Für viele entsteht daraus eine Art Verantwortungsempfinden, womit sie nur schwer klarkommen.
„Ich möchte mal Kinder haben. Aber ich frage mich, ob ich das verantworten kann“. Das ist der Tenor bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen und zeigt: Die Klimakrise beeinflusst persönliche Lebensentscheidungen – von Ausbildung über Konsum bis Familienplanung.
Zwischen Resignation und Aktion
Trotz (oder gerade wegen) der Belastung engagieren sich immer mehr junge Menschen politisch, ehrenamtlich oder in Projekten – vom Urban Gardening bis zum Klimastreik. Diese Form von Engagement kann laut Expert:innen helfen, mit den negativen Gefühlen umzugehen.
Was junge Menschen fordern
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Ehrliche Kommunikation über Risiken und Handlungsbedarf
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Politische Konsequenz statt symbolischer Maßnahmen
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Mitsprachemöglichkeiten in Klimapolitik und Stadtplanung
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Bildung, die Lösungen vermittelt – nicht nur Probleme
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Ernstgenommen werden – emotional wie sachlich
Die Klimakrise ist für viele junge Menschen ein emotional, sozial und politisch prägender Begriff. Zwischen Angst und Engagement wächst eine Generation heran, die nicht nur betroffen ist, sondern auch aktiv mitgestalten will.
Hilfsangebote
Hilfsangebote für junge Menschen mit Klimaängsten und psychischem Stress
Psychologists for Future
Die Initiative aus Fachleuten der Psychologie bietet Informationen, Materialien und Veranstaltungen rund um psychische Belastungen durch die Klimakrise.
www.psychologistsforfuture.org
Nummer gegen Kummer – Jugendtelefon
Anonym und kostenlos. Für alle Fragen, Sorgen und Ängste – auch rund um Umwelt- und Zukunftsthemen.
Tel.: 116 111 (Mo–Sa von 14–20 Uhr)
www.nummergegenkummer.de
U25 – Online-Beratung für junge Menschen in Krisen
Kostenfreie Mailberatung für unter 25-Jährige, anonym und durch geschulte Gleichaltrige.
Krisenchat – 24/7 per WhatsApp oder SMS
Anonyme psychologische Beratung für junge Menschen – rund um die Uhr erreichbar.
WhatsApp: 0157 35 999 656
www.krisenchat.de