Aufklärung über die Veränderungen durch Mutterschaft
Mutterwerden – Die Veränderungen durch Mutterschaft brauchen Zeit: Denn eine Frau geht durch die „Muttertät“
Wenn ein Paar zu Eltern wird, reichen die Vorbereitungen häufig nur bis zur Geburt des Kindes. Über das Wochenbett hinaus sind Eltern oft nur unzureichend informiert und gehen somit als frisch gebackene Eltern auf sich alleine gestellt durch die Veränderungen und Herausforderungen. Für Mütter sind die Herausforderungen durch Elternschaft oftmals noch umfassender als für Väter. Entsprechend mutet sich der Weg für sie in den ersten Jahren der Mutterschaft steinig an und Mütter fühlen sich schlichtweg überwältigt. Neben die Glücksgefühle gesellen sich oftmals Verunsicherung, Gefühlschaos und ein schlechtes Gewissen. Dabei wünschen sich Eltern und insbesondere Mütter oft mehr Unterstützung in den ersten Jahren ihrer Elternschaft.

Die Veränderungen durch Mutterschaft brauchen Zeit – Bild von ParentiPacek auf Pixabay
Gesellschaftlich herrscht enormer Druck: ein idealisiertes Mutterbild
Mutterschaft ist gesellschaftlich konstruiert und so lauern hinter jede Ecke unrealistische Vorstellungen sowie zu hohe Erwartungen und Anforderungen an „gute Mutterschaft“, die kaum umzusetzen sind. Nicht zuletzt ist das vorherrschende, sehr problematische Mutterbild vom Nationalsozialismus stark geprägt worden und hat auch Spuren im Begehen des Muttertags hinterlassen. Es ist Zeit, den Muttertag umzudeuten, und die tatsächlichen Bedürfnisse und Themen von Müttern wahrzunehmen und anzuerkennen.
Muttertät – eine zweite Pubertät! Denn die Frau geht durch tiefgreifende Veränderungen
Mutterwerden ist mehr als eine biologische Veränderung – es ist ein tiefgreifender psychischer, sozialer und emotionaler Prozess und somit eine tiefgreifende Identitätsveränderung. Nicht zuletzt strukturiert sich das Gehirn um! Dabei ist es ein höchst individueller Prozess, der sich für jede Frau anders anfühlen kann. Dies ist von vielen Faktoren abhängig und kann sich im Erleben auch rasend schnell umschlagen.
Eine Frau ist nicht mehr die Alte – aber auch noch nicht die Neue!
Dieser Prozess hat in der Wissenschaft und im anglophonen Raum längst einen Namen. Die sogenannte „Muttertät“, angelehnt an den englischen wissenschaftlichen Begriff „Matrescence“, beschreibt den komplexen Wandel, den Frauen durchlaufen, wenn sie Mutter werden. Matrescence ist im Cambridge Dictionary längst aufgenommen und es braucht auch im deutschsprachigen Raum mehr Sichtbarkeit und Aufklärung für (werdende) Mütter. In Deutschland handelt es sich noch um Nischenwissen, das trotz seiner hohen Relevanz für einen guten Start in die Mutterschaft nur schleppend seinen Weg in die Öffentlichkeit findet. Während Schwangerschaft und Geburt oft im Fokus stehen, bleibt die psychologische Seite und die vielfältigen weiteren Facetten des Mutterwerdens, wie Veränderungen im beruflichen Bereich oder auch dem gesamten Beziehungsgefüge, häufig unerwähnt. Krämer und Meyer setzen genau hier an und beleuchten diesen oft unterschätzten Transformationsprozess mit wertvollen Einblicken aus Wissenschaft und Praxis.
Keine Frau ist damit allein!
Durch ein gesteigertes Verständnis zu den Veränderungen und Herausforderungen in der frühen Mutterschaft ist das Erleben dieser Lebensphase mit mehr Stabilität und Halt möglich. Mütter können die Erfahrung machen, dass viele andere Mütter vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Eine bessere Aufklärung zu dieser Entwicklungsphase ermöglicht es, Familien in dieser Zeit besser zu unterstützen, Fachkräfte auf ihren Job besser vorzubereiten und Arbeitgebende wie Politik zum Handeln zu motivieren, um den Alltag von frischgebackenen Müttern zu erleichtern.
Das sagen die Expertinnen
Prof. Dr. Svenja Krämer, Professorin für Erwachsenenbildung und Weiterbildung, und Hanna Meyer – beide Expertinnen im Feld der Muttertät -, vereinen fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse mit realen Erfahrungen von Müttern. Sie thematisieren unter anderem die Herausforderungen der neuen Rolle, den gesellschaftlichen Druck sowie die oft widersprüchlichen Gefühle zwischen Überforderung und Glück. „Viele Frauen erleben die Muttertät als eine tiefgreifende Identitätsveränderung, ohne dass ihnen bewusst ist, dass es sich um einen ganz üblichen Prozess handelt“, erklärt Prof. Dr. Krämer. „Unser Ziel ist es, dieses Thema sichtbar zu machen und Müttern eine Stimme zu geben.“ sagt Hanna Meyer.
Weitere Informationen unter www.muttertaet.de sowie in dem Sachbuch Muttertät. Wenn sich plötzlich alles anders anfühlt, MVG-Verlag ISBN: 978-3-7474-0485-0 (Autorinnen: Prof. Dr. Svenja Krämer & Hanna Meyer)