Gebärmutterhalskrebs: Neues zur Impfung und Früherkennung

Jährlich erkranken rund 4.700 Frauen in Deutschland an Gebärmutterhalskrebs, etwa 1.600 davon sterben. Rund 140.000 Frauen wird jährlich auf Grund eines auffälligen Befundes ein Teil der Gebärmutter entfernt. Gebärmutterhalskrebs ist damit derzeit die zwölfthäufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Diese Zahlen sind umso erschreckender, wenn man bedenkt, dass man gegen die häufigsten krebsauslösenden humanen Papillomviren – kurz HPV – impfen kann.

hpv

Impfen gegen den Krebs

Derzeit sind in Deutschland zwei verschiedene Impfstoffe auf dem Markt. Beide wirken gegen die beiden Hochrisiko-Typen HPV 16 und HPV 18, die für etwa 70 Prozent aller Fälle von der Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden. Einer wirkt außerdem noch gegen die „Warzenerreger“ HPV 6 und HPV 11. Im kommenden Jahr wird es einen neuen neunfachen Impfstoff auf dem Markt geben, der künftig sieben der 13 Hochrisiko-Typen abdeckt, statt wie bisher nur zwei. Allerdings ist noch nicht klar, wann er erscheinen wird.

Was vielen unbekannt sein dürfte: Unsere Nachbarn in Österreich und der Schweiz empfehlen seit kurzem die HPV-Impfung nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen. In der Schweiz wird seit diesem Jahr die HPV-Impfung für Jungen und Männer im Alter von 11 bis 26 Jahren (vorzugsweise zwischen 11 und 14 Jahren) als sogenannte ergänzende Impfung empfohlen. Eine solche Impfempfehlung soll dem individuellen Schutz vor „definierten Risiken“ dienen, hier also Läsionen, die durch die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 verursacht werden. In Österreich ist die HPV-Impfung für Jungen und Mädchen bereits 2014 in das öffentlich finanzierte (Schul-)Kinderimpfprogramm eingeführt worden.

Vorsorge: Ab kommenden Jahr können Frauen wählen

Eine Neuerung betrifft die künftige Vorsorge-Untersuchung: Frauen ab dem Alter von 30 Jahren können bald alle 5 Jahre einen Test durchführen lassen, der HP-Viren im Gewebe vom Gebärmutterhals gezielt nachweisen kann. Die bisher übliche Abstrich-Untersuchung nach veränderten Zellen wird dann nur bei auffälligem HPV-Test durchgeführt.

Als Alternative zu dieser neuen Screeningstrategie können die Frauen aber auch weiterhin die etablierte, jährliche Abstrich-Untersuchung in Anspruch nehmen. Eine Kombination beider Screening-Strategien oder ein Wechsel vor Ablauf des Screeningintervalls ist jedoch nicht möglich. Das bedeutet, dass die Frauen sich zwischen beiden Verfahren entscheiden müssen.

Das alles wissen bisher die wenigsten Frauen. Es wird viele Fragen geben zu den Vor- und Nachteilen der jeweiligen Untersuchungen. Aber auch der neue Neunfach-Impfstoff wird Fragen aufwerfen: Viele Interessierte werden dann z. B. wissen wollen, welche Vorteile dieser Impfstoff bietet, oder ob er als genauso sicher eingestuft wird, wie die bisher verfügbaren Impfstoffe. Und was denken Experten hierzulande über die HPV-Impfung für Jungen?

HINTERGRUND
Krebs durch Viren – Hoffnung durch Impfung
Bereits seit 1983 ist bekannt, dass eine langanhaltende Infektion mit humanen Papillomviren (HPV) zu Gebärmutterhalskrebs führen kann. Für diese Entdeckung wurde der Forscher Harald zur Hausen im Jahr 2008 mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt. HP-Viren sind weit verbreitet. Die Gefahr einer Ansteckung ist daher enorm hoch. Die meisten Männer und Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit einem der über 150 HPV-Typen, nicht alle lösen allerdings Tumoren aus. Häufig bleibt eine Infektion unbemerkt und heilt innerhalb von Monaten wieder selbstständig ab. In manchen Fällen jedoch hält sich diese hartnäckig, die Zellen entarten und letztendlich bildet sich ein Krebsgeschwür.

Laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind bis heute weltweit 200 Millionen Mädchen gegen das Virus geimpft worden. Die Deutschen sind jedoch bei der Vorsorgemaßnahme sehr zurückhaltend, die Durchimpfungsrate ist hierzulande im internationalen Vergleich sehr niedrig. Trotz guter Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten sind in Deutschland lediglich ca. 40 Prozent aller 14- bis 17-jährigen Mädchen vollständig gegen HPV geimpft.

Zum Vergleich: In Großbritannien oder Australien werden fast 90 Prozent aller 12- beziehungsweise 13-jährigen Mädchen im Rahmen von Schulprogrammen geimpft. In Dänemark existieren keine Schulimpfungen, und dennoch wurden Impfquoten von fast 80 Prozent bei 12-jährigen Mädchen erreicht. Es bleibt zu hoffen, dass wir auch hierzulande so gute Zahlen erreichen.

Quellen:
1. Poethko-Müller C et al. Impfstatus und Determinanten der Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) bei Mädchen in Deutschland. Ergebnisse der KiGGS-Studie – Erste Folgebefragung (KiGGsWelle 1). Bundesgesundheitsbl 2014;57:869-877.

2. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) gemäß § 91 SGB V vom 19. März 2015: Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses über eine Beauftragung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Erstellung von Einladungsschreiben und Versicherteninformationen zum Zervixkarzinomscreening; abrufbar unter www.g-ba.de

3. Prof. Peter Hillemanns: HPV-Impfung: Was gibt es Neues? ÄP Gynäkologie 2 2014 

4. BAG-Bulletin 10, 2. März 2015, 141-149 

5. Österreichischer Impfplan

Quelle: Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Internet: www.dgk.de