Reifen, Bremsen, Batterie – Der Frühjahrscheck für E-Autos

Der Winter mit Kälte, Feuchtigkeit, Streusalz und Rollsplitt setzt Fahrzeugen und ihren Bauteilen ziemlich zu. Elektroautos bilden hier keine Ausnahme. „Die Wartung von Elektroautos ist im Vergleich zu Verbrennern einfacher und kostengünstiger, da viele Verschleißteile wie Auspuff, Kupplung, Ölfilter oder Zündkerzen fehlen“, sagt Jannis Dörhöfer, Referent für New Mobility beim TÜV-Verband. „Auf einen regelmäßigen Checkup sollten E-Auto-Besitzer:innen trotzdem nicht verzichten, um für optimale Sicherheit und Langlebigkeit ihrer Fahrzeuge zu sorgen. Das Frühjahr ist dafür der richtige Zeitpunkt.“ Der TÜV-Verband gibt Tipps, welche Pflege- und Wartungsarbeiten bei Elektrofahrzeugen besonders wichtig sind.

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Reifenpflege für höhere Reichweite

Im Frühjahr steht der Wechsel von Winter- auf Sommerreifen an, sofern keine Ganzjahresreifen gefahren werden. Das ist die Gelegenheit für einen Reifencheck. „E-Autos beschleunigen dank eines hohen Drehmoments schneller und sind wegen des hohen Gewichts der Antriebsbatterie im Schnitt etwa ein Fünftel schwerer als Verbrenner“, sagt Dörhöfer. „Höhere Beschleunigungswerte und hohes Gewicht können dazu führen, dass die Reifen von E-Autos schneller verschleißen.“ Daher sollten die Besitzer:innen die Profiltiefe im Auge behalten. Eine Mindesttiefe von 1,6 Millimetern ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings sollte das Profil bei Sommerreifen besser 2,5 Millimeter bis 4 Millimeter Tiefe aufweisen, um optimalen Grip zu gewährleisten. Darüber hinaus sollte der Reifendruck regelmäßig überprüft und entsprechend der Bedienungsanleitung korrigiert werden – das mindert den Verschleiß und erhöht die Reichweite.

Bei einem Reifentausch sollten Verbraucher:innen auf das richtige Modell für ihren Fahrzeugtyp achten. „Grundsätzlich können Elektrofahrzeuge mit ‚normalen‘ Reifen gefahren werden. Allerdings bringen Reifenhersteller zunehmend spezielle Modelle mit besonderen Gummimischungen und Profilen für E-Autos auf den Markt“, sagt Dörhöfer. Bei der Auswahl sollten Käufer:innen auf das EU-Reifenlabel achten und die  Ergebnisse unabhängiger Reifentests studieren. Zu empfehlen sind vor allem Leichtlaufreifen mit geringem Rollwiderstand der Effizienzklasse „A“. Dörhöfer: „Ein langlebiger Reifen, der wenig Abrieb verursacht, wirkt sich positiv auf die Umwelt aus.“

Zustand der Antriebsbatterie prüfen

Die Antriebsbatterie ist das Herzstück eines jeden Elektrofahrzeugs. Die niedrigen Temperaturen im Winter setzen vor allem den gängigen Lithium-Ionen-Akkus zu. Daher ist das Frühjahr eine Gelegenheit, um die Batterie überprüfen lassen. Da es sich um ein Hochvoltsystem handelt, muss die Wartung von einer Fachwerkstatt durchgeführt werden. Um die Temperatur der Batterie zu regulieren, verwenden die meisten Elektroautos Kühlflüssigkeit. In der Regel sind die Kühlsysteme von Elektroautos versiegelt und können nur von Fachleuten überprüft werden. Ob und wie oft die Kühlflüssigkeit erneuert oder nachgefüllt werden muss, ist von Fahrzeug zu Fahrzeug unterschiedlich. Neben der Kühlflüssigkeit werden bei einem Routinecheck die Batterie sowie Leitungen und Ladekabel einer Sichtprüfung unterzogen. Wer es genau wissen will oder sogar den Verkauf seines E-Autos in Erwägung zieht, kann den Zustand der Batterie, den so genannten State of Health, ermitteln lassen. „Für eine exakte Zustandsprüfung ist ein spezielles Diagnoseverfahren notwendig“, sagt Dörhöfer. Diesen Service bieten unter anderem Prüforganisationen und Werkstätten an.  

E-Autos brauchen eine funktionierende 12-Volt-Batterie

Wie in einem herkömmlichen Verbrennungsmotor betreibt die 12-Volt-Batterie eines Elektroautos wichtige Komponenten wie Scheinwerfer, Blinker, Armaturenbeleuchtung, elektrische Fensterheber oder Schiebedachmotoren. Außerdem versorgt die 12-Volt-Batterie die Steuergeräte für die Regelung des Elektromotors und der Ladevorgänge mit Strom. Fällt die 12-Volt-Batterie aus, bleibt das E-Auto stehen und braucht Starthilfe. Im Rahmen der regelmäßigen Wartung sollten E-Auto-Besitzer:innen daher auch an die 12-V-Batterie denken. „Bei einem Routinecheck wird die Leistungsfähigkeit der Batterie überprüft und bei Bedarf ausgetauscht, bevor sie komplett den Geist aufgibt“, sagt Dörhöfer.

Wartung der Bremsen notwendig

Die Bremsen von Elektrofahrzeugen werden weniger beansprucht, da die Wirkung der Motorbremse deutlich stärker ist als bei einem Verbrenner, sobald die Fahrerin den Fuß vom „Gaspedal“ nimmt. Die bei der Verzögerung entstehende Energie kann teilweise zurückgewonnen („Rekuperation“) werden. „Die damit einhergehende geringere Nutzung der herkömmlichen Bremsen kann bei E-Autos zu Problemen führen“, sagt Dörhöfer. „Werden die Bremsbeläge nicht ausreichend und regelmäßig erhitzt, können die Materialeigenschaften leiden.“ Die Folge ist eine Absenkung des Reibwertes und somit eine schlechtere Bremswirkung. „Eine regelmäßige Kontrolle und Wartung der Bremsanlage ist bei Elektrofahrzeugen zu empfehlen“, betont Dörhöfer. Der Zustand der Bremsscheiben sollte geprüft und die Bremsflüssigkeit regelmäßig getauscht werden.

Gründliche Autowäsche gehört zur Pflegeroutine 

Eine gründliche Autowäsche ist auch bei E-Autos ein wichtiger Bestandteil der Pflegeroutine im Frühling. Streusalz, Öl und andere Chemikalien können das Fahrzeug beschädigen. Die Reinigung des Fahrzeugs verhindert, dass sich frühzeitig Roststellen bilden. Dabei sollte der Unterboden nicht vernachlässigt werden. Auch Scheiben und Spiegel sollten jetzt gründlich gereinigt und die Scheibenwaschflüssigkeit aufgefüllt werden. Dabei lohnt ein Blick auf die Scheibenwischer. Schnee und Eis strapazieren das Gummi an den Wischern. Ist es brüchig und gerissen, sollten die Wischerblätter ersetzt werden.

 

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