Kindersicherheit: Augen auf beim Spielzeugkauf

Immer wieder kommt es auch in Deutschland trotz bestehender Vorschriften zum Verkauf von ungeeignetem Spielzeug. Bei der Masse an Produkten kommt es häufig vor, dass Spielzeuge erst nach einiger Zeit wegen gefährlicher Mängel vom Markt genommen werden. Wenn z.B. durch verschluckbare Kleinteile oder bedenkliche Chemikalien Gefahr für die Kinder besteht, schreiten die Prüfer ein. Was Eltern beim Kauf von neuen Spielsachen beachten sollten, erklärt dieser Artikel.

Bild: Das letzte „prominente“ Beispiel: Verschiedene Fidget Spinner wurden wegen Mängeln zurückgerufen.

Bild: Das letzte „prominente“ Beispiel: Der Fidget Spinner wurde wegen Mängeln von mehreren Herstellern zurückgerufen. – Quelle: pixabay

Kinder und Spielzeug: eine Hassliebe. In einem Moment wird der Teddy noch zum Kuscheln benutzt, im nächsten Augenblick muss er einer harten Belastungsprobe standhalten und fliegt durch das Kinderzimmer. Kleine Kinder zweckentfremden Spielzeug immer wieder, so dass hier die Sicherheit der Produkte sehr wichtig ist. Sie werden auseinandergebaut, geworfen und in den Mund gesteckt. Deshalb stellen vor allem folgende Punkte für Kinder immer wieder Gefahren bei Spielsachen dar:

  • Verschluckbare Kleinteile
  • Bedenkliche Chemikalien
  • Scharfe Ecken und Kanten

Zuletzt kamen Handkreisel von verschiedenen Herstellern in die Schlagzeilen. Der „Fidget Spinner“ sorgte auf dem Spielzeugmarkt in letzter Zeit für Furore und hat sowohl Kinder als auch Jugendliche für sich gewonnen. Aufgrund von verschluckbaren Kleinteilen und Vergiftungsgefahr kam es zu mehreren Produktrückrufen des beliebten Spielzeugs.

Das Gerät kann auch von kleineren Kindern zu leicht auseinandergebaut werden. Dadurch gelangen sie an die Elektronik, die LED-Lichter und die Knopfbatterien. Wenn diese Teile verschluckt werden, können Risiken für die Kinder entstehen. Die Substanzen in den Batterien können sogar zu ernsthaften Vergiftungen führen. Bei den Knopfbatterien gilt ohnehin die Regel: Für Kleinkinder unzugänglich aufbewahren!

Im Juli beschlagnahmte der Zoll deshalb 35 Tonnen Fidget Spinner am Frankfurter Flughafen. Neben den oben beschriebenen Mängeln wiesen die Produkte auch keine CE-Kennzeichnung auf. Alternativ lassen sich auch sehr gute Kinderspielsachen mit Prüfsiegel im Internet finden. Sogar Markenprodukte sind zu günstigen Preisen erhältlich. Auch hier gilt für Sparfüchse, Spielsachen stets im Angebot zu kaufen. Diese werden oft auf Schnäppchenseiten im Internet publiziert.

Wie erkenne ich sicheres Spielzeug?

Wenn derlei Produkte bereits einige Zeit im Verkauf sind, können sie Schäden anrichten, noch bevor sie aus dem Verkehr gezogen werden. Eigentlich gelten EU-Richtlinien für Spielsachen, dennoch kommen immer wieder Produkte in den Umlauf, die folgende Richtlinien nicht einhalten:

Das Spielzeug darf keine scharfen Ecken und Kanten haben.

Es muss den Belastungen beim Spielen standhalten.

Es dürfen keine verschluckbaren Kleinteile vorhanden sein oder sie dürfen sich nicht ablösen lassen.
Elektrisches Spielzeug darf nur eine Spannung von maximal 24 Volt aufweisen.

Das Spielzeug und die Verpackung dürfen nicht zum Einschnüren oder Ersticken führen.

Es muss schwer entflammbar sein.

Es darf keine Chemikalien und Schadstoffe enthalten, die Allergien und Krebs erregen sowie das Erbgut verändern oder die Fortpflanzung gefährden können.

Bei der Herstellung müssen zur Vermeidung von Infektionen und Krankheiten Hygieneanforderungen erfüllt werden.

Wenn unsicheres Spielzeug auf den Markt kommt, stellt sich natürlich für viele Eltern die Frage, wie man sicheres Spielzeug erkennt. Damit die Kleinen beim Spielen keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt werden, kann man bereits im Vorfeld, das heißt beim Spielzeugkauf, tätig werden.

Prüfsiegel beachten!

Zunächst ist es wichtig, Prüfsiegel und Warnhinweise zu beachten, die an dem Spielzeug oder der Verpackung angebracht sind. Da es jedoch mehrere solcher Zeichen gibt, fällt hier der Überblick oft schwer. Wir betrachten in der Folge die wichtigsten von ihnen.

CE-Kennzeichnung
Jedes Spielzeug, das innerhalb der EU verkauft wird, muss mit der CE-Kennzeichnung (Conformité Européenne, Europäische Konformität) versehen werden. Damit versichert der Hersteller bzw. der Inverkehrbringer, dass das Produkt den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Problem beim CE-Zeichen ist die Tatsache, dass die Einhaltung der Anforderungen nicht von unabhängigen Stellen überprüft wird. Spielzeug wird von den Gewerbeaufsichtsämtern nur stichprobenartig überprüft. Die Einhaltung obliegt also ganz dem Hersteller. Dadurch ist kaum zusätzliche Sicherheit gewährleistet.

GS-Zeichen
Sinnvoll ist hingegen ein GS-Zeichen (Geprüfte Sicherheit). Produkte mit solch einem Zeichen wurden von einer unabhängigen Prüf- und Zertifizierungsstelle, z.B. dem TÜV, auf die Anforderungen des §21 des Produktsicherheitsgesetztes (ProdSG) hin überprüft und für sicher befunden. Somit wird sichergestellt, dass das entsprechende Spielzeug keine Gefahren für Sicherheit und Gesundheit von Personen birgt. Die Zuerkennung des GS-Zeichens ist auf höchstens fünf Jahre befristet und wird entzogen, wenn die Anforderungen bei einer erneuten Prüfung nicht mehr erfüllt werden.

Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Siegel, die verschiedene Gefahren ausschließen lassen:

  • Tox-Proof- und Proof-Siegel vom TÜV Rheinland: zur genauen Überprüfung von Schadstoffen und Chemikalien
  • VDE-Siegel: zur Überprüfung der elektrischen Sicherheit
  • ÖkoTex Standard 100: zur Überprüfung der Textilqualität

Da es verschiedene Prüfsiegel gibt, sollte man im Zweifelsfall beim Kauf eines Spielzeugs nachfragen oder im Internet nachsehen, wer das Siegel erstellt hat und welche Anforderungen dafür erfüllt sein müssen.

Worauf kann man sonst noch achten?

Da vor allem Kunststoffe bei billigem Spielzeug für Gefahren sorgen, sollte man darauf achten, dass das Spielzeug kein PVC (Polyvinylchlorid) oder Weichmacher, sogenannte Phtalate, enthält. Poly-Propylen (PP) oder Poly-Ethylen (PE) gelten hingegen als kaum bedenklich. Zahlreiche Eltern greifen auch deshalb gerne lieber zu Holzspielzeug. Hier sollte man aber auch auf Schadstoffe achten. Am besten eignen sich Spielsachen aus Vollholz, das unlackiert und gewachst ist.

Kauft man das Spielzeug im Laden ein, kann man derweil selbst Hand anlegen. Hier kann man unkompliziert überprüfen, ob das Spielzeug stark riecht, was ein Indiz für bedenkliche Chemikalien sein kann. Auch wenn die Farbe des Spielzeugs leicht abfärbt, sollte man besser zu einem anderen Spielzeug greifen.

Des Weiteren lässt sich leicht erkennen, ob alle Teile fest verbaut sind oder ob Kleinteile bereits wackeln. Wenn es sich um elektronisches Spielzeug handelt, muss der Zugang zu den Batterien möglichst schwer gelingen. Wer diese Ratschläge beachtet, kann für ein sichereres Spielvergnügen seiner Kinder sorgen.

Kinderspielzeug gehört in der EU zu den gefährlichsten Produkten. Daher sollte man auch einen Bogen um billig produziertes Spielzeug machen, bei dem womöglich an falschen Stellen gespart wurde. Ein Blick auf den Hersteller und das Land, in dem produziert wird, kann bereits helfen. Die gefährlichen Produkte kommen häufig aus China. Mehr als 60 % der gemeldeten gefährlichen Produkte stammten im Jahr 2015 aus Fernost. Deshalb sollte man auch beim Online-Shopping von Spielzeug vorsichtig sein.

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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