Aromatisierte Lebensmittel – "Natur pur" mit Aromastoffen?

Verbraucherzentrale Hessen fordert Verbot von „Natur-Werbung“ für aromatisierte Lebensmittel

Werbebotschaften mit „Natur“ oder „natürlich“ liegen bei verarbeiteten Lebensmitteln im Trend. Dem Käufer verheißen sie eine höhere Qualität durch naturbelassene Zutaten mit geringem Verarbeitungsgrad.

apfel

Dass das oft nicht der Fall ist, zeigt ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentrale Hessen in Frankfurt und Kassel: „In über 80 Prozent der überprüften Lebensmittel mit Natur-Image steht die Werbung im krassen Widerspruch zur Wirklichkeit: Aufwändig technologisch hergestellte Aromen imitieren dabei den Geschmack der beworbenen, natürlichen Zutaten, an denen die Hersteller sparen“, so Andrea Schauff, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Hessen. Sie fordert ein Verbot von Werbung mit „Natur“ für stark verarbeitete und aromatisierte Lebensmittel.

Die Experten der Verbraucherzentrale Hessen haben im November 2014 in Supermärkten, Discountern und Drogerien eine Marktstichprobe von 23 Lebensmitteln mit „Natur“-Werbung auf den Einsatz von Aromen hin überprüft. 19 der meist stark verarbeiteten Produkte (82,6 %) enthielten laut Zutatenliste Aromen. Es handelte sich hauptsächlich um Snacks und Süßigkeiten, gefolgt von Erfrischungsgetränken, Tees und Fertigprodukten.

In gut jedem dritten Fall (9 von 23) wecken Werbebotschaften bei Verbrauchern konkrete Erwartungen auf schonend hergestellte, natürliche Zutaten. Diese sind aber meist nur in geringen Mengen enthalten, der Geschmack ist mit Aromen aufgepeppt. So stechen auf einem Früchtetee „Erdbeere-Himbeere“ Beerenabbildungen und der Hinweis „nur natürliche Zutaten“ direkt ins Auge. Dagegen ist der Hinweis „natürlich aromatisiert mit Erdbeer- und Himbeergeschmack“ unscheinbar. Die Zutatenliste zeigt, dass mehr „natürliche Aromen“ als Erd- und Himbeeren enthalten sind.

„Obendrein nutzen die Hersteller das bestehende Verwirrspiel bei der Kennzeichnung von „natürlichen Aromen“ für ihre Werbezwecke“, so Schauff. Was Verbraucher häufig nicht wissen: „Natürliche Aromen“ müssen nur von einem natürlichen Rohstoff stammen. So prangt auf der Schauseite eines Erfrischungsgetränks „Apfel“ ein Apfel und der Hinweis „nur natürliches Aroma“, dieses muss aber nicht aus Äpfeln stammen, es kann auch aus Zellulose gewonnen sein. Mit „Natur“ hat die aufwändige Herstellung aber nicht viel zu tun, selbst der Einsatz von Gentechnik ist erlaubt.

Was Verbraucher häufig auch nicht ahnen: Aromen gelten rechtlich nicht als Zusatzstoffe. Das nutzen drei Hersteller aus und werben trotz Einsatz von Aroma mit „Natürlich – ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“.

Nur vier Hersteller im Test zeigen, dass es anders geht: Bei den Produkten entspricht die Werbung mit „Natur“ auch den Zutaten.

Forderungen der Verbraucherzentrale Hessen:

Der Gesetzgeber muss klarstellen, wann ein Lebensmittel mit Begriffen wie „Natur“ oder „natürlich“ beworben werden darf. Die Werbung mit „natürlich“ für stark verarbeitete und aromatisierte Lebensmittel muss verboten werden. Die Bezeichnung „natürliche Aromen“ ist für Verbraucher missverständlich und muss konkretisiert werden.

Die Liste der überprüften Produkte mit Bewertung ist auf der Homepage der Verbraucherzentale unter www.verbraucher.de/natur-pur-mit-aromastoffen abrufbar.

Die Verbraucherinformation „Aromastoffe – was ist was?“ kann über www.verbraucher.de/mediabig/229261A.pdf heruntergeladen werden.

Quelle: Verbraucherzentrale Hessen
http://www.verbraucher.de/

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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