Früher Ultraschall in der Schwangerschaft entdeckt Risiken für Frühgeburt

Ob eine Schwangerschaft in einer Frühgeburt enden wird, kann man manchmal bereits bei den ersten Ultraschall-Untersuchungen erkennen. Denn bei manchen Schwangeren entwickelt sich bereits sehr früh eine Immunreaktion im Mutterkuchen (Plazenta), die zu kleinsten Blutgerinnseln im Mutterkuchen führt. Dadurch wird die Plazenta weniger durchblutet als es notwendig wäre; diesen Zustand meldet sie über Botenstoffe an das Herz-Kreislauf-System zurück. Damit die Schwangerschaft erhalten bleibt und auch weiterhin genug Blut zum Kind gelangt, erhöht der Körper den Blutdruck, so dass mit erhöhtem Druck mehr Blut durch die verbliebenen, offenen Blutgefäße gepresst wird. Dieser veränderte Blutfluss kann im Doppler-Ultraschall erkannt werden.

Früher Ultraschall in der Schwangerschaft entdeckt Risiken für Frühgeburt

Da die Krankheit im Verlauf der Schwangerschaft immer weiter fortschreiten kann, lassen sich trotz des steigenden Blutdrucks in den folgenden Wochen allmählich erste Anzeichen für die Notsituation auch beim Kind erkennen: Der Bauchumfang des Embryos bleibt hinter den normalen Wachstumskurven zurück, die Menge des Fruchtwassers nimmt ab, irgendwann lässt sich auch bei der Messung der Durchblutung in der Nabelschnur erkennen, dass zuwenig Blut zum Kind kommt – eine lebensbedrohliche Situation. Als einzige rettende Gegenmaßnahme bleibt dem Kreislauf der Schwangeren, den Blutdruck immer weiter zu erhöhen. Wenn die Blutversorgung der Plazenta und des Babys unter eine kritische Grenze rutscht, werden Wehen ausgelöst, und es kommt dann zu einer Frühgeburt; oder der Blutdruck der Schwangeren steigt so stark, dass sie selbst dadurch in Lebensgefahr schwebt.

Diese Schwangerschaftskrankheit ist unter dem Namen „Gestose“ oder „Präeklampsie“ bekannt, der starke Blutdruckanstieg mit Krampfanfällen, schwersten Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen im ganzen Körper und Kreislaufzusammenbruch als „Eklampsie“.

Die Präeklampsie eine der häufigsten Ursachen für Tot- und Frühgeburten. Besonders häufig ist die Präeklampsie bei Frauen, die jünger als 18 Jahre oder älter als 35 Jahre sind, die deutlich übergewichtig sind (BMI über 30), die bereits vor Beginn der Schwangerschaft einen deutlichen Bluthochdruck, einen Diabetes mellitus oder eine Gerinnungsstörung hatten und bei denen bereits in einer früheren Schwangerschaft eine Gestose aufgetreten ist.

„Da weit mehr als die Hälfte aller Frauen heute über 30 Jahre bei der Geburt ihrer Kinder ist, und da Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten auch bei Frauen in diesem Alter immer häufiger werden, sehen wir immer häufiger Frauen mit einer Präeklampsie“, so Dr. med. Jochen Frenzel, niedergelassener Frauenarzt in Saarbrücken und Vorsitzender des Landesverbandes Saarland des Berufsverbandes der Frauenärzte. „Es handelt sich hier um ausgesprochene Risikoschwangerschaften, bei denen Mutter und Kind sehr engmaschig betreut werden müssen. Deshalb ist es sinnvoll, bei Frauen, die die typischen Risiken in die Schwangerschaft mitbringen, bereits frühzeitig auf die ersten Zeichen dieser Erkrankung zu achten.“

Früher hatte man nur die Möglichkeiten, auf Blutdruck, Wassereinlagerungen und die Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin zu achten. Man konnte allerdings mit dieser Diagnostik die gefährliche Entwicklung nur erkennen, aber nicht aufhalten.

Seit einiger Zeit gibt es allerdings eine neue Möglichkeit, das Risiko für eine Präeklampsie schon sehr frühzeitig in der Schwangerschaft zu entdecken: Zusätzlich zu der gesetzlich verankerten Ultraschall-Untersuchung im ersten Schwangerschaftsdrittel kann bei Schwangeren, bei denen bereits ein deutliches Übergewicht oder ein Bluthochdruck, Diabetes oder weitere typische Risiken bestehen, eine zusätzliche, spezialisierte Ultraschall-Untersuchung durchgeführt werden. Diese Untersuchung wird „Doppler-Ultraschall“ oder „Doppler-Sonographie“ genannt. Hierbei wird die Geschwindigkeit des strömenden Blutes gemessen. Dadurch können schon in der 11. bis 13. Schwangerschaftswoche die Veränderungen in der Plazenta entdeckt werden, die bereits in einem frühen Stadium der Präeklampsie typisch sind.

Wenn nach einem solchen Fund frühzeitig niedrig dosierte Acetylsalicylsäure eingenommen wird, kann eine weitere, krankhafte Blutgerinnung in den Blutgefäßen der Plazenta verhindert werden. „Auf diese Weise können Fehlgeburten zu Frühgeburten und frühgeborene zu reifgeborenen Kindern werden; außerdem kann die Zahl der Kaiserschnitte reduziert werden, die ansonsten im Spätstadium einer Präeklampsie oft das einzige Mittel sind, die Schwangerschaft ohne Schaden für Mutter und Kind so zügig wie möglich zu beenden“, betont Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Mit dem ASS muss allerdings vor der 16. Schwangerschaftswoche begonnen werden; danach ist es nicht mehr möglich, durch Arzneimittel in den weiteren Verlauf der Erkrankung an der Plazenta einzugreifen. In vielen Fällen gelingt es dadurch, die Blutversorgung des Kindes dauerhaft zu verbessern und die Schwangerschaft erheblich zu verlängern.

© BVF 2015

Quelle: Berufsverband der Frauenärzte (BVF) e.V.
Internet: www.bvf.de und www.frauenaerzte-im-netz.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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