Schwangere mit Magen-Darm-Leiden – Wirksame und schonende Behandlung möglich

Berlin – Etwa drei Viertel aller werdenden Mütter leiden in der Schwangerschaft unter Übelkeit und Sodbrennen. Gegen diese unangenehmen Begleiterscheinungen gibt es heute wirksame Mittel, die für das Ungeborene unbedenklich sind. Auch eine Reihe von vorbestehenden chronischen Magen-Darm-Erkrankungen können Gastroenterologen heute während Schwangerschaft und Stillzeit gut behandeln, teilt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mit.

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„Die meisten Schwangeren mit morgendlicher Übelkeit brauchen keine medikamentöse Therapie. Oft hilft es schon, die Essgewohnheiten umzustellen und zum Beispiel viele kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen“, empfiehlt DGVS-Experte Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin (Medizinische Klinik III) an der Uniklinik RWTH Aachen. Reicht dies nicht aus, gibt es heute mehrere Mittel, die nach Einschätzung der Arzneimittelbehörden für Schwangere unbedenklich sind. Erste Wahl ist die Kombination aus dem Antihistaminikum Doxylamin und Vitamin B, das allerdings schläfrig machen kann. Sichere Alternativen sind die Wirkstoffe Ondansetron und Metoclopramid, wobei letzterer in Form von Zäpfchen verabreicht wird. Professor Trautwein: „In sämtlichen Studien zu diesen Medikamenten fanden sich nie Hinweise auf ein erhöhtes Risiko von Fehlbildungen der Kinder.“

Auch Sodbrennen lässt sich heute sicher behandeln. Die DGVS rät allerdings, nicht nach starken Säureblockern zu greifen. Denn bei hoch dosiertem Einsatz von Medikamenten aus der Gruppe der Protonenpumpeninhibitoren (PPI) wie Omeprazol beobachteten Forscher in Tierversuchen Fehlbildungen. „Das Risiko ist zwar gering, doch in der Schwangerschaft steht die Sicherheit an erster Stelle“, sagt Trautwein. Er rät Schwangeren zu sogenannten Antazida, die im Magen die Säure binden.

Insbesondere in der Schwangerschaft sei es wichtig, Medikamente nur nach Rücksprache mit dem Arzt einzunehmen. „Nicht nur der Frauenarzt, sondern auch Haus- und Fachärzte sollten über eine bestehende Schwangerschaft Bescheid wissen“, sagt Trautwein. So können Gastroenterologen auch werdenden Müttern mit chronischen Magen- oder Darmleiden wirksam helfen. „Wenn möglich ohne Medikamente, wenn nötig mit“, so Trautwein. Beim Reizdarm etwa rät die DGVS die Ernährungsgewohnheiten zu ändern: „Gegen Verstopfung hilft oft ballaststoffreiche Kost und reichliches Trinken“, rät Trautwein. Bei Durchfällen helfe es häufig, weniger Fette und Milchprodukte zu essen.

Schwere entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa behandeln Ärzte jedoch auch während der Schwangerschaft mit stärkeren Mitteln. Im Krankheitsschub kann sogar die Gabe von Kortison notwendig werden. Das Risiko für das Kind stufen Experten bei einigen Kortisonvarianten wie Prednison als niedrig ein. „Ohne die Medikamente kann es im Krankheitsschub zu Wehen mit dem Risiko von Früh-, Mangel- oder Totgeburten kommen“, erklärt Trautwein. In jedem Einzelfall müssten aber Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden. In der Betreuung von Schwangeren mit Magen-Darm-Leiden sollten Ärzte für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten eng mit Frauenärzten zusammenarbeiten, empfiehlt die DGVS.

Nach dem „Contergan-Skandal“ in den 1950er Jahren ist das Bewusstsein für Risiken durch Arzneimitteleinnahmen in der Schwangerschaft heute hoch. Nachdem Frauen das vermeintlich nebenwirkungsfreie Mittel gegen morgendliche Schwangerschaftsübelkeit eingenommen hatten, waren damals etwa 5000 Kinder mit schweren Fehlbildungen zur Welt gekommen. Heute wird jedes Medikament vor der Zulassung auf mögliche fruchtschädigende Wirkungen in Tierversuchen getestet. Epidemiologische Studien fahnden zudem nach vermehrten Fehlbildungen durch den Einsatz zugelassener Medikamente.

Literatur:
Management of gastrointestinal and liver diseases during pregnancy
van der Woude CJ, Metselaar HJ, Danese S., Gut 2014; 63: 1014-23

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)
Internet: http://www.dgvs.de/

 

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Internet: http://www.www.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

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