Familienstreitigkeiten beeinflussen Gehirnentwicklung eines Kindes

Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Streitigkeiten in der Familie während der Kindheit und der frühen Jugend die Gehirnentwicklung beeinflussen. Dies kann sich später auch in einem erhöhten Risiko für psychische Krankheiten äußern.

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Dr. Nicholas Walsh von der Universität in East Anglia und seine britischen Kollegen untersuchten die Aufnahmen des Gehirns von Jugendlichen zwischen 17 und 19 Jahren, die geringen bis mäßigen Familienschwierigkeiten bis zum Alter von 11 Jahren ausgesetzt waren.

Das Ergebnis: Diese entwickelten im Vergleich zu Kindern ohne familiäre Belastungen ein kleineres Cerebellum (Kleinhirn), eine Gehirnregion, die für das Erlernen von Bewegungsabläufen, für Stressregulation und der sensorischen Bewertung von Bewegungsabläufen mit verantwortlich ist. Dafür waren aber andere Gehirnregionen vergrößert. Die Wissenschaftler vermuten, dass ein kleineres Kleinhirn ein Risikofaktor für psychische Krankheiten im späteren Leben ist, da fast alle psychiatrischen Erkrankungen mit einem verkleinerten Kleinhirn verbunden sind. Die anderen, vergrößerten Regionen weisen nach ihrer Theorie möglicherweise auf eine Anpassungsleistung hin, die es Jugendlichen ermöglicht, besser mit den Problemen fertig zu werden. Walsh und Kollegen gehen deshalb auch davon aus, dass es entscheidend ist, in welcher Entwicklungsphase die Schwierigkeiten auftreten.

Vergangene Studien haben sich bisher auf die Auswirkungen von schwerer Vernachlässigung, von Missbrauch und von Misshandlung in der Kindheit konzentriert. Die Arbeit der Experten um Dr. Walsh beschäftigt sich nun mit gesunden Teenagern, die ständig Familienstreitigkeiten erleben mussten.

Aus einer Gruppe von 1.200 Heranwachsenden wurden mithilfe von Interviews, die die Forscher auch mit den Eltern führten, 58 Kinder aus Familien mit (27) und ohne Unstimmigkeiten ermittelt. Sie konnten so nachweisen, dass auch geringere, aber chronisch auftretende „Widrigkeiten“ im Kinderleben das spätere Leben beeinflussen können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in dem Fachblatt NeuroImage. Clinical.

Quelle: Medical News Today, NeuroImage: Clinical

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Quelle:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
http://www.kinderaerzte-im-netz.de

Bild: Pixabay – Lizenz: Public Domain CC0

mzt

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