Junger Mann aus Baden-Württemberg stirbt an den Spätfolgen von Masern

Ein 19-jähriger junger Mann ist am Montag (10.2.2014) an den Spätfolgen einer chronischen Maserngehirnentzündung verstorben. Bei dem Betroffenen wurde im Jahr 2005 eine so genannte Subakute Sklerosierende Panenzephalitis – kurz SSPE diagnostiziert. Bei dieser Erkrankung vermehren sich Masernviren im Gehirn und zerstören dieses dabei – dieser Prozess ist fortschreitend und kann nicht gestoppt werden. Die SSPE endet immer tödlich.

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„Leider sterben in Deutschland noch immer Menschen an dieser schrecklichen Erkrankung. Ursache sind häufig Maserninfektionen im Säuglings- und Kleinkindalter. Da das Immunsystem in diesen frühen Lebensmonaten noch unreif ist, gelangen Masernviren offenbar leichter in das Gehirn als bei älteren Infizierten und beginnen sich dort zu vermehren.

SSPE-Patient
Max Schönbohm

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Wir Ärzte können diesen Zyklus nicht unterbrechen, und genau deshalb nimmt diese Erkrankung so einen fatalen Verlauf. Zunächst verlieren die Kinder bereits erlernte Fähigkeiten, wie Laufen oder Sprechen, nach kurzer Zeit fallen sie dann in eine Art Wachkoma. Niemand weiß, ob und was sie in diesem Zustand noch wahrnehmen können. Die Zerstörung großer Teile des Gehirns durch die Masernviren führt dann letztlich zum Tod der Patienten“, erläutert Dr. Ulrich Fegeler, Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Mediziner warnen seit Jahren davor,  diese Erkrankung nicht zu unterschätzen. Insbesondere in Deutschland kommt es immer wieder zu größeren Ausbrüchen. Für das vergangene Jahr meldete das Robert Koch-Institut (RKI) fast 1.800 Erkrankungen in Deutschland.

Ärzte rufen zur Impfung auf 

Insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es teilweise große Impflücken. Vor allem bei Frauen mit Kinderwunsch raten Ärzte dringend zur Impfung. „Mütter, die selbst nicht gegen Masern immun sind, können ihrem Nachwuchs auch keine schützenden Antikörper mitgeben. Insbesondere für Säuglinge ist das eine gefährliche Situation. Wir wissen aus einer aktuellen Studie, dass eine Maserinfektion in den ersten Lebensmonaten das Risiko einer späteren SSPE-Erkrankung deutlich erhöht. Insofern ist dies wirklich ein dringender Appell, eine versäumte Masernimpfung nachzuholen. In Haushalten mit Säuglingen sollten sich nur Personen aufhalten, die gegen Masern geschützt sind. Gleiches gilt natürlich für Kindertagesstätten, die auch Säuglinge aufnehmen und versorgen. Genau deshalb fordert unser Verband seit Jahren den Nachweis eines Impfschutzes gegen Masern vor Aufnahme in eine solche Einrichtung“, so Fegeler.

Aktuell ist der Impfstoff gegen Masern in Deutschland knapp. Ärzte raten daher dazu, zumindest die erste von zwei notwendigen Impfungen vorzunehmen. „Leider kommt es in den nächsten Monaten zu Problemen bei der Versorgung mit Masernimpfstoff. Daher wollen wir unseren Patienten die erste Impfung gegen Masern geben – wo eine zweite Impfung ansteht, sollte diese verschoben werden. Jugendliche und junge Erwachsene benötigen nur eine Impfung“, bezieht sich Fegeler auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am RKI in Berlin. Und noch eine wichtige Botschaft möchte der Sprecher des BVKJ loswerden. „Wir wissen, dass es auch impfkritische Menschen in diesem Land gibt. In Bezug auf die Masern möchte ich nur zu bedenken geben: Länder, die keine Masern haben, kennen auch keine SSPE. In Nord- und Südamerika, aber auch in Skandinavien sieht man dieses schreckliche Krankheitsbild nicht mehr. Ich bin davon überzeugt, dass es uns auch in Deutschland gelingen kann, die Masern zu eliminieren“, appelliert Fegeler.

SSPE-Patient Max Schönbohm
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SSPE-Studie: PLoS ONE (2013; 8: e68909) 

Quelle:
Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V.
http://www.kinderaerzte-im-netz.de

Bild: Lizenz Public Domain CC0

mzt

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