Sport in der Schwangerschaft ohne Risiko für das Kind

Hamburg – Gesunde Frauen können und sollten während einer Schwangerschaft weiter Sport treiben. Dem ungeborenen Kind schadet die körperliche Anstrengung der Mutter nicht. Zu diesem Ergebnis kommen US-amerikanische Wissenschaftler in einer Studie, in der sie mittels Doppler-Ultraschall den Blutfluss in der Nabelschnur von Ungeborenen untersuchten. Die Daten belegen aufs Neue, dass die früheren Empfehlungen zur sportlichen Zurückhaltung während der Schwangerschaft falsch sind, stellt die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) fest. Zu empfehlen seien jedoch Sportarten ohne Verletzungsgefahr.

Viele Schwangere sind unsicher, ob sie während der Schwangerschaft Sport treiben sollten. Und auch einige Ärzte raten Schwangeren zum Schonprogramm. „Als Grenze wird häufig ein Pulsanstieg auf über 140 Schläge pro Minute genannt“, berichtet Professor Dr. med. Annegret Geipel, Leiterin der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin am Universitätsklinikum Bonn und Vorstandsmitglied der DEGUM. Es werde befürchtet, dass das Ungeborene nicht genügend Sauerstoff erhält, wenn die sportliche Aktivität bei der Mutter den Bedarf ansteigen lässt.

Die Annahme, dass Sport die Blutversorgung des Kindes drosselt, entkräften jetzt US-amerikanische Wissenschaftler in einer Studie: Mittels Doppler-Ultraschall hatten Linda Szymanski und Andrew Satin von der Johns Hopkins Universität in Baltimore den Blutfluss in der Nabelschnur von 45 ungeborenen Kindern bestimmt, nachdem die Schwangeren für 30 Minuten auf dem Laufband trainiert hatten. Ergebnis: Bei einer mittleren Belastung von 40 bis 59 Prozent des maximalen Pulsschlags – dieser wurde für jede Schwangere zuvor auf dem Laufband ermittelt – änderte sich das Blutflussverhalten in der Nabelschnur nicht. „Auch bei Frauen, die vorher keinen Sport getrieben hatten, kam es nicht zu Störungen in der Sauerstoffversorgung des Feten“, berichtet Frau Professor Geipel. Es spreche deshalb nichts dagegen, auch untrainierten Frauen während der Schwangerschaft zu Sport zu raten. Trainierte Frauen können den Ergebnissen zufolge ihre sportliche Aktivität beibehalten. Intensives Laufbandtraining von 30 Minuten mit einem Anstieg des Pulsschlags auf 60 bis 84 Prozent des Maximalwerts führte in der Studie zwar zu einem leichten Abfall der Blutflusswerte in der Nabelschnur. Es bestand jedoch zu keiner Zeit eine Gefahr für das Kind.

Die Studie bestätigt die geltenden US-Leitlinien, die Schwangeren zu fünf mal 30 Minuten Sport in der Woche raten. „Auch nicht-trainierte Frauen sind ausdrücklich zur Aufnahme sportlicher Aktivitäten aufgefordert“, sagt Professor Geipel. „Denn Frauen, die regelmäßig schwimmen, radfahren oder walken, vermeiden eine übermäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft und senken das Risiko auf einen Schwangerschaftsdiabetes, welcher der Gesundheit von Mutter und Kind schadet“, erklärt die Ultraschallexpertin.

Diese Empfehlungen gelten allerdings nur für gesunde Frauen mit normalem Schwangerschaftsverlauf. Alle Teilnehmerinnen der Studie waren gesund, schlank und rauchten nicht. Bei Mehrlingsschwangerschaften, vorausgegangenen Frühgeburten, einer Gebärmutterhalsschwäche oder anderen Schwangerschaftsstörungen sollten Frauen zunächst ihren Gynäkologen konsultieren. Zudem sollten Schwangere nur Sportarten mit geringem Verletzungsrisiko betreiben. Sportarten wie Skifahren, Reiten, Hockey oder Tauchen sind während der Schwangerschaft tabu.

Quelle:

Exercise During Pregnancy. Fetal Responses to Current Public Health Guidelines 
Linda M. Szymanski, Andrew J. Satin.
Obstetrics & Gynecology 2012; 119: 603-10

 

Im Internet:
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
www.degum.de

 

Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen 1 bis 3.

 

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