Vom Weizen im Wasser und fettigen Fruchtgummis

(dgk) Wie andere sich einer Tageszeitung widmen, schenke ich Produktaufschriften, Zutaten- und Kalorienliste meine vollste Aufmerksamkeit. Nein, ich habe keine Essstörung, liebe gemeinsame Kochabende mit Freunden und gönne mir auch mal etwas „Ungesundes“. Aber als Ernährungswissenschaftlerin finde ich es spannend, mich – manchmal stundenlang – in einem Supermarkt aufzuhalten. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, bin ich aufs Neue überrascht, auf welche Manipulationen ich so treffe.

Erst kürzlich bin ich wieder auf mein Lieblingsbeispiel gestoßen – die Logos auf einer üblichen PET-Wasserflasche. Diese wirbt damit, glutenfrei zu sein. Als ich das zum ersten Mal gelesen habe, musste ich regelrecht stutzen. Glutenfrei? Was hat sich da die Industrie mal wieder ausgedacht? Wasser ist doch von Natur aus glutenfrei; Gluten ist vorwiegend in Getreideprodukten aus Weizenmehl zu finden. Eine Aufschrift „glutenfrei“ ist also gar nicht notwendig. Selbst Personen mit neu entdeckter Glutenunverträglichkeit lernen schnell, beim Einkauf die Zutatenliste auf Weizen und Co. zu prüfen – allerdings wird kein vernünftiger Mensch Gluten im Mineralwasser vermuten. Ein ähnliches Beispiel sind Fruchtgummis, die Aufschriften wie „fettfrei“ oder „glutenfrei“ besitzen, obwohl sie im Grunde weder aus Fett noch Gluten, sondern vorwiegend aus Gelatine, Zucker und Farbstoffe bestehen.

Leider gibt es im Supermarkt eine Flut an Marketingmaßnahmen, auf die sogar ich als Expertin hin und wieder hereinfalle. Als Nicht-Ernährungswissenschaftler ist es fast unmöglich, nicht in die Fallen hineinzutappen. Während die Lebensmittelhersteller also mit Produkten werben, die „frei“ von Zucker, Fett und Co sind, offenbart die Zutatenliste Überraschungen: Sind weniger Fett und Zucker enthalten, stecken oftmals umso mehr andere Zutaten darin. Die Liste reicht von Stärke und Verdickungsmittel hin zu Süßungsmitteln, mit oft unaussprechlichen Namen wie Aspartam-Acesulfam-Salz. Diese sind verantwortlich für die gewünschten Konsistenz- und Geschmackeigenschaften, die in der „light“ Variante sonst nicht erreichbar wäre. Die zuckerarme und fettfreie Variante muss also nicht zwangsläufig gesund sein, nur weil sie damit wirbt. Und hinter den vermeintlich schlechten E-Nummern kann sich etwas Harmloses wie Zitronensäure verbergen. Aber wie soll nun der Verbraucher zwischen gesunden und ungesunden Lebensmittel unterscheiden, wenn er auf eine Flut von Werbemaßnahmen, unbekannten Fachwörtern oder E-Nummern stößt?

Obwohl eine gesunde Ernährung wesentlich für unser Leben ist, wissen Viele erstaunlich wenig darüber. Schon von Kind auf lernen wir zwar, mit Gabel und Messer zu essen, doch das Know-How zu Inhalt und richtigem Umgang mit den Lebensmitteln kommt oft zu kurz. Dabei ist eine falsche Ernährung für eine Vielzahl von Erkrankungen verantwortlich. Sich ab und an Zeit beim Einkaufen und Kochen zu nehmen, hilft nicht nur bewusster und stressfreier einzukaufen, sondern auch mehr über seine Ernährung zu lernen. Dann hat „glutenfreies“ Wasser keine Chance mehr.

DGK – www.dgk.de

 

Verbrauchertipp: aid-E-Nummern-App
Informationen, da wo man sie braucht

Die App wurde von der Firma Unipush Media programmiert und steht kostenfrei zum download im App-Store von iTunes und Android Market zur Verfügung.

Weitere Informationen:
http://itunes.apple.com/de/app/aid-e-nummern-finder/id444703341?mt=8
https://market.android.com/details?id=de.unipushmedia.additives&feature=search_result

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