Früh übt sich: Kinder entdecken laut und leise

(ams). Musik entdecken, Singen, rhythmisch Sprechen, die eigene Stimme und Lautstärke testen – für Kinder ist das spannend. „Sie können spielerisch lernen, mit Stimme und Gehör richtig umzugehen und so dafür sorgen, gesund zu bleiben“, sagt Dr. Sabine Kramer, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Berliner Charité.   Gemeinsam mit Logopädin Franziska Schmidt erklärt Ärztin Kramer Kindern – so etwa kürzlich beim Musikfestival Klangwelten der Landesmusikakademie Berlin -, wie die Stimme funktioniert, dass die Funktion eines Kehlkopfes mit einem Luftballon demonstriert werden kann und wie man den Unterschied von laut und leise wahrnimmt. Dabei hilft ein Lautstärkemesser, der die Dezibelzahl anzeigt.  

Lärm ist Belastung

Quietschende Luftballons, Kinderlachen, lautes Singen und Schreien – schnell zeigt das Gerät 100 Dezibel an. „Für mich ist es wichtig, dass Kinder die Unterschiede von Lautstärken bewusst wahrnehmen. Das ist eine wichtige Erfahrung für sie“, so Ärztin Kramer. Denn Lärm sei nicht nur eine Belastung für das Ohr, sondern auch ein allgemeiner Stressfaktor. Hält die Lärmbelastung über einen längeren Zeitraum an, verringern sich Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden. „Zudem kann das Gehör geschädigt werden“, erläutert Ärztin Kramer. Und das passiert sowohl durch Dauerbelastungen mit Lautstärken von etwa 85 Dezibel als auch durch kurzzeitige Belastungen bei extremen Schallspitzen von mehr als 120 Dezibel. „Da kann es reichen, in der Nähe einer Trillerpfeife zu stehen,“ sagt Kramer.  

 

Schwerhörigkeit schon bei Jugendlichen

Dass oft schon Jugendliche unter Schwerhörigkeit leiden, hat auch damit zu tun, dass viele junge Leute durch laute Musik in Clubs, bei Konzerten und aus mp3-Playern die Sinneszellen des Ohres dauerhaft und unwiderruflich schädigen. „Umso wichtiger ist es, schon Kinder dafür zu sensibilisieren, was Lärm bewirken kann“, so die Ärztin. Sie rät: Wer 60 Minuten lang Musik hört, sollte das nur bis zu 60 Prozent der maximal erreichbaren Lautstärke. Nach Zeiten lauter Musik sollte den Ohren Ruhe gegönnt werden. Außerdem, so ihr Tipp: Bei Konzerten oder in Clubs Abstand zu den Boxen halten und Gehörschutz tragen. Spezielle Ohrstöpsel für Musikfans für einen unverzerrten, natürlichen Klang bieten Hörakustiker an. Und wenn ganz plötzlich Lärm droht, etwa durch ein Martinshorn, eine quietschende Zugbremse oder Silvesterknaller – dann hilft meist nur: Ohren zuhalten.

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