Kinderunfälle – Im Alltag lieber auf Nummer sicher gehen

26.03.12 (ams). Kinder bringen ordentlich Leben in die Bude – und das ist gut so. Aber Bewegungsfreude und Entdeckerlust bringen auch ganz neue Risiken in den Alltag: Nicht etwa Krankheiten, sondern Unfälle sind die größte Gefahr auch schon für kleinste Kinder. Die häufigsten Verletzungsursachen bei Kindern bis zu sechs Jahren sind Stürze, Verbrennungen und Vergiftungen – die meisten wären vermeidbar. Um Kinderunfällen künftig besser vorzubeugen, haben die AOK und viele Partner die Merkblätter Kinderunfälle überarbeitet und erweitert.

Die meisten Eltern glauben, wenn sie in der Nähe sind, kann ihrem Kind schon nichts oder nicht viel passieren. Das ist ein fataler Irrtum: Gerade in den eigenen vier Wänden oder zumindest im vertrauten Umfeld ereignen sich die allermeisten Kinderunfälle. Allein im Jahr 2010 verunglückten rund 200.000 gesetzlich krankenversicherte Kinder im Alter bis sechs Jahre so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die meisten von ihnen waren gestürzt, hatten sich verbrannt oder vergiftet. Besonders oft in diesem Alter sind Stürze die Ursache für Verletzungen.

 

Ein Großteil der Unfälle lässt sich verhindern

Die gute Nachricht dabei: „Ein Großteil dieser Kinderunfälle lässt sich effektiv verhindern, die Eltern müssen nur wissen, wie“, sagt Claudia Schick, Diplom-Pädagogin in der Abteilung Prävention des AOK-Bundesverbandes. Oft sind es schon Kleinigkeiten, die Kinder schützen. Zusammen mit Krankenkassen, dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (bvkj), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hat die AOK die bestehenden Merkblätter auch mit Blick darauf aktualisiert und um Tipps erweitert.

 

Richtige Tipps zur richtigen Zeit

„Ganz entscheidend ist natürlich, dass die richtigen Tipps zur richtigen Zeit bei den Eltern ankommen,“ so Schick. Während das Baby sicher auf dem Wickeltisch liegen und der Airbag für die Babyschale ausgeschaltet sein muss, geht es im Spielplatzalter beispielsweise darum, Kordeln an Anoraks zu entfernen und beim Fahren mit dem Laufrad den Kopf mit einem Helm zu schützen. Deshalb sind die Merkblätter auf die Entwicklungsphasen des Kindes zugeschnitten. Die Kinderärzte geben sie zu den jeweiligen U-Untersuchungen aus, sie können dort aber auch jederzeit mitgenommen oder im Internet heruntergeladen werden. Um von Beginn an Unfälle vermeiden zu können, gilt es unter anderem,

auf dem Wickeltisch immer eine Hand am Körper des Babys zu haben, damit es nicht herunterfallen kann

das Kind nicht auf dem Bauch schlafen zu lassen und durch einen Schlafsack das Überhitzen und damit den plötzlichen Kindstod zu vermeiden

nur kurze Schnullerketten zu verwenden, damit sich das Kind nicht erdrosseln kann

das Baby im Auto in der Babyschale nur rückwärts und mit ausgeschaltetem Airbag zu transportieren.

 

Risiken ändern sich mit zunehmendem Alter

Mit zunehmendem Alter ändern sich die Risiken des Alltags. Eine Checkliste hilft, den Haushalt grundsätzlich sicher für kleine Kinder zu machen. Dazu gehört es beispielsweise,

die Steckdosen mit Kindersicherungen auszustatten

Tischdecken zu entfernen, damit Kinder keine heißen Töpfe oder gefährlichen Gegenstände vom Tisch ziehen können

Herde, Backöfen und Öfen mit Schutzgittern auszurüsten

Regale umsturzsicher zu befestigen, Fernseher sicher aufzustellen

Treppen mit Gittern zu sichern

gefährliche Gegenstände wie Putzmittel und Medikamente unerreichbar für Kinder aufzubewahren

Gartenteiche, Pools und Regentonnen zu umzäunen oder abzudecken sowie

die Wohnung mit Rauchmeldern auszustatten, was ohnehin für jede Wohnung gelten sollte.

 

Verbrennung, Vergiftung, Verätzung – das ist zu tun

Neben Stürzen zählen Verbrennungen, Vergiftungen und Verätzungen zu den häufigsten Kinderunfällen. Deshalb ist es auch hier für den Fall des Falles besonders wichtig für Eltern zu wissen, wie sie reagieren müssen. Bei Verbrennungen gilt:

das Kind beruhigen und die Verletzung unter handwarmem Wasser (25 Grad) spülen, bis der Schmerz nachlässt

den restlichen Körper warm halten

bei größeren Verbrennungen den Rettungswagen mit der Nummer 112 anrufen.

Bei Vergiftungen glauben sehr viele Eltern, dass sie ihr Kind schnellstmöglich zum Erbrechen bringen sollten. „Das sollten sie aber auf keinen Fall“, sagt Schick. Macht das Kind einen kranken Eindruck, sollte schnellstmöglich der Rettungswagen gerufen werden. Außerdem:

Den Giftnotruf anrufen: Was hat das Kind gegessen oder getrunken? Wie viel? Wie alt ist es? Wie lange ist der Vorfall her? Genaue Angaben erleichtern es den Experten, die Lage einzuschätzen und die Eltern zu beraten.

Falls das Kind von sich aus erbricht, sollten Eltern das Erbrochene mit ins Krankenhaus nehmen.

Bei Verätzungen des Auges ist es sinnvoll, das Auge zehn Minuten lang mit lauwarmem Wasser zu spülen. Ist die Haut betroffen, sollte die Stelle mit Seife gewaschen werden; bei Verätzungen im Mund oder in der Speiseröhre sollte ein Kind, das bei Bewusstsein ist, ein bis zwei Gläser Wasser oder Tee trinken.

 

Selbst mit Vorsichtsmaßnahmen lassen sich nicht immer alle Unfälle vermeiden. Für den Notfall ist es sinnvoll, alle wichtigen Telefonnummern auf einem Zettel im Schrank hängen zu haben: Rettungswagen, Giftnotruf, Nachbarn, die auf ein Geschwisterkind aufpassen könnten. Das hilft den Eltern, in solchen Momenten den Kopf nicht zu verlieren. Wichtig und hilfreich auch: „Wenn die Eltern selbst einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder gemacht haben, wissen sie, was zu tun ist und bleiben ruhiger.“

Die Merkblätter gibt es im Gesundheitspartnerportal der AOK.

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