Keine PALME in Deutschland

Professor Dr. Matthias Franz, stellvertretender Leiter des Instituts für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, hat das sogenannte „Präventive Elterntraining für alleinerziehende Mütter geleitet von ErzieherInnen“, kurz PALME, entwickelt. Als Leitfaden für das Training hat er ein Manual herausgegeben, mit dessen Hilfe Erzieher/innen in Kindertageseinrichtungen die Gruppenleitung übernehmen sollen. In der Einleitung betont Franz, dass „die sozialen und gesundheitlichen Risiken in dieser Bevölkerungsgruppe deutlich überdurchschnittlich ausgepräg“? seien und deshalb ein „Unterstützungsprogramm speziell für alleinerziehende Mütter und ihre Kinder im Vorschulalter“ vonnöten sei.

Ausgangspunkt für Franz‘ Überlegungen ist ein Familienbild mit Mutter, Vater, Kind als maßgebende Norm. Aus diesem Grund soll auch die Anleitung beim Training durch ein Paar aus einem Erzieher und einer Erzieherin geschehen. „Dieses Paar dient als Modell einer ?funktionierenden“ Mann-Frau-Beziehung“ und ist „darüber hinaus aber auch so etwas wie ein ,gutes Elternpaar'“.

Als Grund für die „schwierige Lage Alleinerziehender“ nennt Franz deren finanzielle Situation sowie stressbedingte Gesundheitsprobleme. Daraus schließt er, dass „die schwierige wirtschaftliche, gesundheitliche und psychosoziale Lage Alleinerziehender nicht selten auch Auswirkungen auf die Entwicklungschancen und das Wohlbefinden ihrer Kinder“ hat. Diese Kinder seien deshalb vergleichsweise „hohen Entwicklungsrisiken ausgesetzt“. Er stellt fest, dass bei alleinerziehenden Müttern eine „deutlich gehäuft festzustellende erhöhte Depressivität“ vorliegt.

Als Lösung der von ihm diagnostizierten Probleme hat Franz das PALME-Gruppentraining entwickelt, das nach einer dreitägigen Schulung von Erzieher/innen durchgeführt werden kann. Sie sollen dann auch psychologische Tests anbieten können, die eine Depressivität ermitteln soll. Qualitätskontrolle sowie Datenschutz und Schweigepflicht sind nicht gewährleistet. Ein umfangreiches Kapitel des Manuals widmet sich der Wirksamkeit von PALME. Dazu werden die Depressivitätswerte einer Gruppe von alleinerziehenden Müttern ohne Trainingsteilnahme mit einer Gruppe, die das PALME-Training mitgemacht hat, verglichen. Die im Manual eingefügten Grafiken zeigen, dass die Frauen ohne Trainingteilnahme  bessere Werte hinsichtlich Depressivität sowie psychischer und psychosomatischer Belastung aufweisen. Franz erklärt dieses Phänomen als Resultat der Vorfreude auf das versprochene Training.  

Fazit
Das PALME-Elterntraining ist grundsätzlich kritisch zu betrachten. Erstens kann die heteronormative Anlage des Trainings nicht unterstützt werden. Zweitens lässt die Auswertung der empirischen Datenlage zu Alleinerziehenden deutliche Lücken erkennen. Drittens ist das praktische Vorgehen sowohl hinsichtlich der Ausbildung der Erzieher/innen als auch der laienhaften Durchführung einer psychologischen Diagnostik zu kritisieren. Dies kann auch als Fahrlässigkeit ausgelegt werden. Viertens lässt die Evaluation keine unidirektiv positive und gegenüber der Kontrollgruppe signifikant bessere Wirkung des PALME-Elterntrainings erkennen



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